In einem unserer letzten Artikel haben wir Euch einige Frühblüher vorgestellt. Zu diesen gehört auch der Waldmeister. Während eines Waldspaziergangs kann man diese kleine Pflanze schon bemerken, ohne sie gesehen zu haben. Ihr Duft ist unverwechselbar. Der Waldmeister wird aufgrund seines Aromas gerne für Desserts, Limonaden, Eis und andere leckere Speisen verwendet. In der Industrie werden die Aromen heute nur noch künstlich hergestellt. Wir wollen Euch erklären, wie Ihr den Waldmeister erkennt, was Ihr beim Sammeln und Verzehr beachten solltet. Außerdem erklären wir Euch, wie Ihr euch eine schmackhafte Mai-Bowle, ganz ohne künstliche Zusätze, selbst zubereiten könnt!

Wie erkenne ich den Waldmeister?

Den Waldmeister erkennt man am einfachsten an seinem Geruch.

Der Waldmeister (Galium odoratum) gehört zur Familie der Labkräuter. Am Stängel der Pflanze befinden sich Quirle aus denen bis zu acht Blätter hervorgehen. Der Stängel ist vierkantig und glatt. Je nach Wuchsgebiet blüht der Waldmeister ab April bis Mai/Juni. Die Blüten sind sehr klein, weiß und besitzen vier Blütenblätter. Wenn Ihr Euch trotzdem nicht sicher seid, um welche Pflanze es sich handelt, gibt es einen ganz simplen Trick zur Bestimmung: Zerreibt ein Blatt zwischen den Fingern. Dabei sollte sich der typische Geruch entfalten.

Verwechslungsgefahr!?

Das Waldlabkraut (Galium sylvaticum) wird oft mit dem Waldmeister verwechselt. Die beiden Arten sehen sich recht ähnlich. Das Waldlabkraut blüht jedoch erst ab Juni bis Juli. Außerdem wächst diese Pflanze deutlich höher. Solltet Ihr Euch dennoch nicht sicher sein: Geruchsprobe machen! Falls es aber zu einer Verwechslung kommen sollte, müsst Ihr Euch keine Sorgen machen – das Waldlabkraut ist nicht giftig und sogar zum Verzehr geeignet.

Wusstest Du schon…?
Waldmeister enthält Cumarin. Wenn er welkt, wird dieser Stoff freigesetzt und sorgt für den typischen Waldmeistergeruch. Cumarin ist in geringen Dosen nicht giftig, sollte jedoch nicht zu häufig verzehrt werden. Es kann ansonsten Kopfschmerzen und Schwindelgefühle auslösen. In geringen Mengen ist Cumarin aber sogar gesundheitsfördernd, denn es wirkt entzündungshemmend, gefäßerweiternd und krampflösend.

Wo finde ich Waldmeister?

Ein Waldmeister kommt selten allein!

Der Waldmeister bevorzugt lockere, eher feuchte, nährstoff- und basenreiche Standorte und ist eine Zeigerart für Lehmböden. Genaueres zum Thema Boden findet Ihr auch noch mal in diesem spannenden Artikel. Die Pflanze wächst am häufigsten in schattigen Buchenwäldern. Vielleicht habt Ihr schon mal von Waldmeister-Buchenwäldern gehört? Dabei handelt es sich um eine typische Waldgesellschaft auf basischen Böden. Basisch bedeutet, dass der pH-Wert des Bodens im oberen Bereich liegt. Ausschlaggebend dafür ist das Ausgangsgestein unter dem Mineralboden. Gesteine wie Basalt oder Kalk sorgen für basische Standorte. In vielen Regionen in Deutschland ist der Waldmeister-Buchenwald die sogenannte potentiell natürliche Vegetation. Das bedeutet, aufgrund der klimatischen und standortlichen Bedingungen und ohne menschliche Eingriffe, kommt diese Art des Waldes dort natürlicherweise vor.

Waldmeister-Buchenwälder haben meist eine sehr artenreiche Krautschicht. Neben den namensgebenden Pflanzen gibt es dort unter anderem auch Bärlauch (Allium ursinum), Leberblümchen (Hepatica nobilis) oder das Gelbe Windröschen (Anemone ranuncoloides). Ein Besuch dieser Wälder zur Zeit der Frühblüher lohnt sich also!

Kopfüber einhängen, damit die Stiele nicht im Wein liegen.

Die traditionelle Mai-Bowle                      

Nun kommen wir aber zum Rezeptvorschlag. Für Eure Mai-Bowle solltet Ihr den benötigten Waldmeister schon einen Tag vor der Zubereitung sammeln, damit das Aroma durch das Welken der Blätter freigesetzt wird. Alternativ kann man die Pflanzen auch kurz einfrieren. Für einen Liter Bowle Ansatz solltet Ihr nicht mehr als drei Gramm verwenden.

Was braucht Ihr? (für ca. vier Personen)

Den Wein eingießen und das Ganze ziehen lassen!
  • ein Liter Weißwein (trocken)
  • ein Liter Sekt (halbtrocken)
  • ein Bund Waldmeister (ca. fünf bis zehn Pflanzen)
  • 1-2 TL Zucker (nach Geschmack)
  • evtl. Zitronenscheiben, Erdbeeren, Minzeblätter

Wie wird’s gemacht?

Mit Sekt auffüllen und genießen!

Zunächst füllt Ihr den Weißwein in ein großes Gefäß. Dort wird dann der Waldmeister kopfüber hinein gehangen. Wichtig: Die Stiele sollten nicht in der Flüssigkeit hängen, da sonst Bitterstoffe freigesetzt werden. Das Ganze sollte dann für eine Stunde durchziehen und kalt gestellt werden. Danach gebt Ihr den Sekt dazu und eventuell noch etwas Zucker, je nachdem wie süß Ihr es mögt. Dann ist Eure Bowle eigentlich schon fertig und bereit zum ausschlürfen. Wer mag, kann aber auch noch ein paar Zitronenscheiben, Erdbeeren oder Minzeblätter mit dazu geben. Wohl bekomm’s!

Einen schönen Mai wünscht Euch das Forst Erklärt Team!

Franzi hat das Rezept für Euch ausprobiert und für gut befunden!

Quellen:

https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/waelder/waldmeister-buchenwald-asperulo-fagetum/
http://www.wald-prinz.de/waldboden-was-zeigerpflanzen-uber-die-bodengute-aussagen/710
https://wald.lauftext.de/welt-der-pflanzen/krauter/das-waldlabkraut.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Wald-Labkraut
https://de.wikipedia.org/wiki/Rotbuchenwald#Waldmeister-Buchenwald_(Galio_odorati-Fagetum)
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldmeister
https://www.lfu.bayern.de/natur/potentielle_natuerliche_vegetation/begriff_pnv/index.htm