Der Wald besteht aus einer Vielzahl von Tieren, Bäumen, Büschen, Gräsern und Pilzen. Wenn wir durch den Wald laufen, betrachten wir sie alle. Und wer bei Forst erklärt aufgepasst hat, kann sogar einige von ihnen bestimmen und zuordnen. Eins kommt bei Berichten über den Wald aber meistens zu kurz. Und das, obwohl es eigentlich die Grundlage für alles oben genannte ist: Der Boden.

Wer Forstwirtschaft studiert, beginnt direkt mit einem der größten Fächer überhaupt, den “Standortsökologischen Grundlagen”. Das besteht zu großen Teilen aus dem Fachgebiet der Bodenkunde. Darin lernen wir alles, über den Ort, an dem der Baum wächst, also den Standort. Dazu zählen Dinge wie das Wetter, die Lage am Berg und eben der Boden. Letzterer stellt dabei einen der wichtigsten Aspekte dar. Denn vom Boden geht im Wald fast alles aus.

Aber was ist überhaupt Boden? 

Klar, der Boden ist das, worauf wir rumlaufen. Aber woraus besteht er genau? 

Der Boden ist eine Schicht aus verwitterten Gesteinen, teilweise zersetztem organischen Material (also verwesten Blättern, Wurzeln, Insekten oder anderen Pflanzen und Lebewesen), sowie lebendigen Kleinstlebewesen wie Käfern oder Würmern. Und weil er aus so vielen unterschiedlichen Materialien besteht, ist Boden nicht gleich Boden. So gibt es Böden, die sehr sandig sind, wie zum Beispiel in der Heide. Es gibt aber auch Böden, die kaum Sand, dafür aber sehr viel Lehm enthalten. Es gibt Böden mit vielen Steinen, wie zum Beispiel in Gebirgsregionen. Oder es gibt Böden, die zu großen Teilen aus Wasser bestehen, wie es in Mooren oder im Überschwemmungsbereich von Flüssen der Fall ist. Und das sind nur ein paar Beispiele. 

Die unterste Schicht im Boden ist oft Fels.

Wie sieht so ein Boden aus?

Um den Boden besser zu verstehen, wollen wir Euch nun einmal kurz erklären, wie so ein Boden überhaupt entsteht. Grundlage eines Bodens ist in der Regel ein Ausgangsgestein, das vor vielen vielen Jahrtausenden mal an der Erdoberfläche war. Mit der Zeit kamen dann verschiedene Einflüsse, wie z.B. Wind, Wasser und Eis, aber auch chemische und Physikalische Prozesse, die dieses Gestein abgetragen, und kleine Bestandteile des Gesteins an anderer Stelle abgelagert haben. Die Größe dieser Bestandteile variiert von Felsbrocken über Sand, hin zu ganz feinem Staub, noch viel, viel feiner als Sand. Durch die Ablagerung der verschiedenen Bestandteile an anderen Orten beginnt ein Boden zu entstehen. Auf dem Boden wachsen dann Pflanzen und Lebewesen, die irgendwann sterben, um dann von anderen Lebewesen und Pilzen zersetzt zu werden. So wird alles, was auf dem Boden steht, irgendwann einmal Teil des Bodens sein. 

Doch damit ist der Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Denn unsere Böden befinden sich in einem steten Wandel. Schließlich gibt es auch heute noch Wasser und Wind, aber auch Lebewesen, die unsere Böden ordentlich bearbeiten und verändern. Die verschiedenen Schichten kann man aber heute noch erkennen und so die Entstehung des Bodens rekonstruieren. 

Um zu erkennen, was für einen Boden man vor sich hat, kann man also einfach ein Loch buddeln und sich die verschiedenen Schichten anschauen. Ganz oben findet man im Wald Blätter, Nadeln oder anderes organisches Material. Als Bodenkundler:in spricht man hier auch von Humus. Um so tiefer man gräbt, desto mehr wird dieses Material zersetzt und mit den anderen Bestandteilen des Bodens vermischt. Ganz zuunterst findet man dann das Ausgangsgestein, also oftmals massiven Fels. Bodenkundler:innen können die einzelnen Schichten dann ganz genau analysieren und benennen und je nach Kombination ergibt sich dadurch ein sogenannter Bodentyp. Diese Bodentypen haben lustige Namen wie Rendzina, Braunerde, Gley oder Podsol.

So genannte Aufschlüsse verraten den Bodenkundler:innen viel über die Entstehung des Bodens.

Hmm, lecker Humus!
Wenn man draußen im Wald feststellen will, aus welchen Materialien sich eine Bodenschicht zusammensetzt, hat man meist kein großes Labor dabei. Förster:innen bedienen sich also ganz einfacher Methoden, um den Boden zu analysieren. Dafür nutzen wir alle Sinne, die uns zur Verfügung stehen. Um den Sandgehalt zu bestimmen, kann man zum Beispiel etwas Boden in den Mund nehmen. Wenn es zwischen den Zähnen knirscht, ist Sand vorhanden. Ein anderer Trick zur Bestimmung des Tonanteils ist, den Boden zwischen den Händen zu kleinen Würstchen auszurollen. Je nachdem wie gut das geht, kann man dann Rückschlüsse auf den Tongehalt ziehen. 

Wenn Böden und Naturschützende sauer werden

Nun haben wir ja schon eine Vielzahl von Dingen kennengelernt, die den Boden verändern. Doch damit nicht genug. Denn seit rund 10 000 Jahren übt der Mensch auch einen Einfluss auf den Boden aus. Wir bauen Felder, Straßen, Städte, graben Kohle aus und nehmen auf vielfältige Art und Weise einen gewaltigen Einfluss auf unseren Boden. Dass das zu Problemen und Kontroversen führen kann, sieht man ja z.B. beim Braunkohleabbau sehr deutlich.

Selbst wenn wir Bäume nutzen, hat das einen Effekt auf den Boden. Ein besonderes Problem stellt dabei die Versauerung des Bodens dar. So nennt man Vorgänge, die dazu beitragen, dass Böden einen sauren pH-Wert bekommen. In Wäldern, in denen größtenteils Nadelbäume wachsen, wird zum Beispiel der Boden durch chemische Prozesse sauer. Wenn wir Bäume fällen und diese komplett aus dem Wald entnehmen würden, trägt auch das zu einer Versauerung bei. Denn das Ökosystem Wald benötigt das tote Holz und besonders das Laub und die Nadeln der Bäume. Damit Böden nicht zu sauer werden, nehmen die Förster:innen nur den Teil des Baumes aus dem Wald, der auch wirklich genutzt wird. Der Rest bleibt dem Wald erhalten. 

Besonders in den letzten 100 Jahren hat der Mensch leider einiges getan, um dem ökologischen Gleichgewicht zu schaden. So haben zum Beispiel auch saurer Regen oder eine Überdüngung der Felder zu einer Versauerung der Böden beigetragen. Wenn Böden zu sauer werden, ist das schlecht für das Wachstum vieler Pflanzen.

In diesem Video zeigen wir Euch noch mehr über die Bodenkunde!

Welche Pflanze wächst auf welchem Boden?

Für Förster:innen ist der Boden ein extrem wichtiger Faktor. Vor allem wenn es darum geht, neue Bäume zu pflanzen oder zu verstehen, warum Bäume so wachsen, wie sie wachsen.

Wir haben ja nun schon gelernt, dass Böden aus ganz unterschiedlichen Zusammensetzungen bestehen können. Das ist aber noch nicht alles. Denn aus diesen Zusammensetzungen ergeben sich auch verschiedene Eigenschaften, die abhängig vom Standort variieren. So gibt es Böden, die eher sauer sind, während andere eher basisch sind (Ihr erinnert Euch vielleicht noch an den Chemieunterricht: Das ist das, was man mit dem pH-Wert misst…). Manche Böden sind sehr trocken, während andere nass sind. Es gibt Böden, die viele Nährstoffe für die Pflanzen bereit stellen, während andere recht arm an Nährstoffen sind. Böden haben also eine Vielzahl von Eigenschaften. Und für jeden Boden gibt es Pflanzen, die auf ihm besser gedeihen als andere. 

So kommen Erlen zum Beispiel besonders gut mit nassen Standorten zurecht, während Kiefern gut an sandigen Böden angepasst sind. Heidekraut ist gut an Standorte mit wenigen Nährstoffen angepasst, während Elsbeeren (eine wertvolle heimische Baumart) besonders nährstoffreiche Standorte benötigen. Das bedeutet zwar nicht, dass die Pflanzen nicht auch an anderen Standorten wachsen können, aber die meisten Pflanzen haben sich so ihre Nischen gesucht. In unseren Breiten ist zum Beispiel die Buche sehr Dominant. Fichten bevorzugen Mittelgebirge und die meisten Palmen finden bei uns gar keine optimalen Bedingungen.

Bodenkunde ist ein wichtiger Bestandteil des Forststudiums.

Hättet Ihr gedacht, dass der Boden so ein wichtiger Faktor für den Wald ist? Falls Ihr wissen wollt, auf welchem Ausgangsgestein sich die Böden in Eurer Gegend befinden, könnt Ihr mal einen Blick in die geologischen Karten werfen, die die meisten Bundesländer im Internet zur Verfügung stellen!