Der Efeu (Hedera helix) wird häufig der “Gemeine Efeu” genannt. Doch wie gemein ist er eigentlich? Volkstümlich wird dem Efeu nachgesagt, er würde Bäume erwürgen und diese Annahme hat so stark das Image des Efeus geprägt, dass manche Förster:innen den Efeu sogar unten abgeschnitten haben, um ihre Bäume zu retten. Ob (und wie viel) Wahrheit darin steckt, erfahrt Ihr in diesem Artikel!

Es grünt so grün

Bei dem Efeu handelt es sich um eine immergrüne Pflanze, das heißt, sie hat das ganze Jahr über grüne Blätter. Die Oberseite der Blätter ist dunkelgrün glänzend mit hellgrün hervortretenden Blattadern, während die Unterseite lediglich hellgrün gefärbt ist. Im Laufe des Winters färben sich die Blätter leicht rötlich. Die Blätter selbst sind ledrig und  ganzrandig mit 3-5 Ecken, teilweise sind sie wie ein Herz geformt (sehr romantisch). Außerdem können die Blätter oval geformt sein – wie der Umriss von einem Ei. Das hat mit dem Alter der Pflanze zu tun, denn wird der Efeu älter, entwickelt sich die Form weg von den Ecken und hin zu eiförmig ovalen Blättern. Am Trieb sind sie wechselständig angeordnet.

Sobald die Blätter anfangen oval zu werden, was so im Alter von 8-10 Jahren passiert, fängt der Efeu an zu blühen. Seine Blütezeit ist im Herbst und seine Blüten sind recht klein und unscheinbar. Sie sind ebenfalls hellgrün, halbkugelig geformt und doldig. Zudem riechen sie faulig, das scheint die Bestäuber aber nicht sonderlich zu stören. Gerade Bienen freuen sich sehr über diesen spätsommerlichen/frühherbstlichen Snack. Aus diesen Blüten entwickeln sich dann erst im Frühjahr (Februar – April) kleine schwarzblaue Beeren, die 3-5 nierenförmige Samen enthalten. 

Hier könnt Ihr gut sehen, wie die Beeren in einer Dolde angeordnet sind.

Wusstest Du schon…?
Unser heimischer Efeu gehört zur Gattung der Hedera, dazu zählen insgesamt 21 anerkannte Arten. Eine weitere Art ist der irische Efeu (Hedera hibernica), dessen Blatt fünf Zacken hat und damit fast so aussieht wie ein japanischer Ahorn!

Wo der wilde Efeu wohnt

Das Verbreitungsgebiet unseres heimischen Efeus erstreckt sich fast komplett über ganz Europa. Lediglich im hohen Norden, wie in Skandinavien, ist er nicht zu finden. Da ist der Efeu wohl eine Frostbeule! Auf anderen Kontinenten, wie z.B. in Nordamerika und Australien wurde der Efeu durch uns Menschen eingebracht und ist dort invasiv. Das bedeutet, dass er eine Bedrohung für andere heimische Pflanzenarten darstellt, mehr dazu findet Ihr in unserem Artikel über Neophyten.

Beim Efeu handelt es sich um einen Strauch, der anderthalb bis 20 Meter hoch werden kann. Er mag es am liebsten im Schatten mit einem humusreichen Boden. Findet er dort etwas zum Klettern, wie z.B. einen Baum (tot oder lebendig), eine Mauer oder auch eine Hauswand, macht er sich an den Aufstieg. Dafür bildet die Kletterpflanze sogenannte Haftwurzeln aus, die ihm Halt geben. Diese Haftwurzeln bildet der Efeu allerdings nur, während er noch jünger ist. 

Eine Efeupflanze kann zwischen 200 und 500 Jahre alt werden. Bei diesem Alter ist es nicht weiter verwunderlich, dass der verholzte Stamm in Einzelfällen über einen Meter Durchmesser erreichen kann. Für eine Kletterpflanze ist das ziemlich beeindruckend!

Zwei Bäume unterschiedlich stark vom Efeu überwachsen.

Baumwürger oder Baumliebhaber?

Das Image des Efeus war lange Zeit ausgesprochen schlecht. Ihm wurde vorgeworfen, er würde Bäume, an denen er hoch klettert, erwürgen, mit seinen Haftwurzeln unter der Rinde Nährstoffe aufsaugen und so seinen Wirt schwächen. Kurz um, viele Menschen dachten, es würde sich bei dem Efeu um einen Parasiten, einen sogenannten “Schmarotzer” handeln. Dies hatte zur Folge, dass der Efeu unter Forstleuten sehr unbeliebt war und manche haben im Glauben, sie würden dem Baum etwas Gutes tun, den Stamm des Efeus unten abgeschnitten. 

Dabei stimmen keine dieser Anschuldigungen. Beim Efeu handelt es sich um einen Epiphyten, so heißen Pflanzen, die auf anderen Pflanzen wachsen. Eine andere Bezeichnung wäre „Aufsitzerpflanzen”. Die Haftwurzeln des Efeus dringen nicht unter die Borke des Baumes, auf dem sie leben, es findet also keine Aufnahme von Nährstoffen statt. Folglich können wir an dieser Stelle nicht von Parasitismus sprechen.

Die großen Haftwurzeln neben einem mini-kleinen Trieb.

Auch wenn der Efeu den Bäumen keine Nährstoffe entzieht, kann er trotzdem negative Auswirkungen haben. Schließlich benötigt er ebenso wie der Baum, an dem er hoch klettert, Wasser, Nährstoffe aus dem Boden und Sonnenlicht. Dabei konkurriert er um diese – auf schlau “Wachstumsfaktoren”  – mit den anderen Pflanzen in der Umgebung. Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass der Efeu gerade hinsichtlich des Sonnenlichtes keine Konkurrenz für seinen Wirtsbaum darstellt. Höchstens bei alten und kranken Bäumen kann der Efeu den Baum komplett überwuchern und ihm dabei schädigen. In der Regel können die Wirtsbäume bis in die Krone vom Efeu bewachsen werden, ohne dass es sich schlecht auf ihre Gesundheit auswirkt.

Nur der Weißdorn ist kein Fan vom Efeu

Dies gilt für alle Wirtsbaumarten außer dem Weißdorn. Für den Weißdorn stellt der Efeu eine ernsthafte Konkurrenz um das Sonnenlicht dar und kann starke Schäden an dem Strauch verursachen, wenn er ihn überwuchert. Ein weiterer Nachteil des Efeus ist sein Gewicht. Schwache Äste können unter dem zusätzlichen Gewicht leichter brechen, meistens ist das aber gerade für gesunde Bäume kein Problem. Außerdem ist ein überwucherter Baum ein Paradies für viele verschiedene Arten, Stichwort: Mikrohabitate

Die Raupen unterschiedlichster Falter futtern die Blätter, Vögel wie die Drossel und der Star schnabulieren die Beeren, bauen ihre Nester im Schutz der verwinkelten Wurzeln und auch kleinen Säugetieren bietet der Efeu Schutz vor Fressfeinden. Schauen wir uns den Efeu unter dem Aspekt des Artenschutzes und der Diversität an, ist er im Wald nicht wegzudenken, da er einen idealen Lebensraum für viele Arten bietet. Wir sollten im Sinne des Naturschutzes den Efeu, Efeu sein lassen und uns freuen, wenn wir ihn im Wald finden. Wer weiß denn schon, wer da alles wohnt?

Wusstest Du schon…?
Der Name des Efeus kommt ursprünglich aus dem althochdeutschen (“phihouwi“) und bedeutet “ewiges Heu”.

Efeu kann auch wie ein grüner Teppich den Waldboden bedecken.

Von der Antike in die Moderne

Aufgrund seiner immergrünen Blätter und seiner Fähigkeit, sich um Dinge herum zu ranken, genoss der Efeu bei den verschiedensten altertümlichen Völkern ein hohes Ansehen. Für das Volk der Ägypter war er ein Symbol des Osiris, des Gottes der Unterwelt, die Griechen schrieben ihn Dionysos, dem Gott des Weins, zu. Der Efeu symbolisiert Treue, da er sich anschmiegt. Deshalb gab es früher den Brauch, frisch verheirateten Paaren Efeuzweige zu schenken, um ihre dauerhafte Verbundenheit zu symbolisieren.

Interessanterweise kommt aus der griechischen Kultur auch der lateinische Name des Efeus: Hedera kommt von hédra, was “Sitz” heißen soll (von auf dem Baum sitzend) und helix hat seinen Ursprung in dem Wort helissen was “windend” oder “drehend” bedeutet. Die tatsächliche griechische Bezeichnung (kissós) würden wir mit “Schlinge” übersetzen. Auch im Christentum fand die Symbolik des Efeus Einzug, dort haben die Menschen ihn jedoch dank seiner immergrünen Blätter mit dem ewigen Leben assoziiert, weshalb er häufig auf Särgen oder Grabsteinen zu finden ist. 

Heutzutage wird der Efeu hauptsächlich wegen seiner medizinischen Eigenschaften verwendet. Kleiner Disclaimer: der Efeu ist giftig! Fasst Ihr die frischen Blätter an oder berührt Ihr den Saft, kann das allergische Reaktionen hervorrufen. Die Beeren sind außerdem nicht zum Verzehr geeignet, weil sie Übelkeit und Erbrechen auslösen können. Aber wie heißt es noch gleich? Die Dosis macht das Gift! Aus den Blättern können wir sogenannte Saponine herauslösen. Dieser Wirkstoff hilft z.B. gegen Husten oder bei chronischer Bronchialerkrankung. 

Der Efeu ist also nicht nur ein Naturschutzwunder sondern auch ein Medizinisches! Kennt Ihr noch andere Waldpflanzen, die einen Beitrag zur Medizin leisten? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Quellen:

https://www.floraweb.de/php/artenhome.php?suchnr=2760&

https://www.blumeninschwaben.de/Bestimmung/hedera.htm#Gew%C3%B6hnlicher%20Efeu

https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/straeucher-krautpflanzen/efeu-der-immergruene-kletterer

https://powo.science.kew.org/taxon/urn:lsid:ipni.org:names:30070080-2

https://berlin.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/arten/30291.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Epiphyt

https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/bestandespflege/efeulianen-in-den-rheinauen

http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/naturdesjahres/2010/11749.html

https://www.awl.ch/heilpflanzen/hedera_helix/efeu.htm