Überbringer des Todes, Schützer vor Unwetter oder weise Sagengestalt. Die Mythen um Eulen sind sehr zahlreich. Im antiken Rom ging man davon aus, sie könnten den Tod eines Menschen vorhersagen. Im Mittelalter nagelten Landbewohner:innen tote Eulen an ihr Scheunentor, um Seuchen und Unwetter fernzuhalten. Außerdem wird ihnen eine gewisse Klugheit nachgesagt, was wohl an ihren Augenringen liegt, die an eine Brille erinnern. Was Ihr abseits der Mythen und dem Aberglauben über die besonderen Tiere wissen müsst, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Wie sieht eine Eule aus?

Eulen sind hoch spezialisierte Jäger und haben im Laufe der Evolution einige besondere Eigenschaften entwickelt. Da die meisten Eulen während der Dämmerung und Nacht auf Beutejagd gehen, haben sie viel bessere Augen entwickelt als andere Vogelarten. Die Augen sitzen in einem langen Röhrenknochen, der mit dem Augenmuskel fest verwachsen ist. Durch diese Besonderheit können sie auch unter schlechten Lichtbedingungen hervorragend sehen. Der Nachteil ist allerdings, dass sie ihre Augen nicht mehr bewegen können. Das gleichen sie mit einem sehr beweglichen Kopf aus, der bis zu 270 Grad drehbar ist.

Nicht nur die Augen der Eulen, sondern auch ihre Ohren sind besonders. Denn sie sitzen am Kopf nicht parallel gegenüber, sondern sind asymmetrisch angeordnet. Dadurch erreicht ein Geräusch ein Ohr einen winzigen Augenblick später als das andere. Hierdurch können Eulen sehr viel besser räumlich hören und kleine Beutetiere, wie zum Beispiel Mäuse, auf große Entfernung lokalisieren.

Eulen können sich fast lautlos durch die Lüfte bewegen und an ihre Beutetiere anschleichen. Das gelingt ihnen durch eine samtig gepolsterte Flügeloberseite. Außerdem haben andere Vögel eine glatte Kante an ihren Flügelenden, während sie bei Eulen kammartig gezähnt sind. Das führt zu Luftverwirbelungen, die ein verdächtiges Fluggeräusch verschleiern.

Eulen können sehr gut sehen und besitzen ein hervorragendes Gehör.

Wusstest Du schon…?
Andere Vogelarten, vor allem Rabenvögel, reagieren auf Eulen oft sehr angriffslustig. Wenn eine Eule in ihrem Tagversteck entdeckt wurde, dann greifen andere Vögel diesen Fressfeind an und verjagen ihn. Dieses Verhalten nennt man hassen.

Welche Eulen leben bei uns?

Eulen sind eine Ordnung der Vögel mit insgesamt etwa 200 verschiedenen Arten. Wissenschaftlich macht es keinen Unterschied, ob es sich dabei um einen Kauz oder eine Eule handelt. Es wird lediglich zwischen den Eigentlichen Eulen (Strigidae) und den Schleiereulen (Tytonidae) unterschieden. Eulen sind weltweit verbreitet. In Europa leben jedoch nur 13 Arten, 10 davon auch in Deutschland.

Uhu

Uhus haben orangene Augen und zur Seite fallende Federohren.

Der Uhu ist die, mit einer Flügelspannweite von 170 cm, größte Eule. Uhus leben im Offenland, in Stadtnähe oder auch im Wald. Besonders für das Brutgeschäft suchen sie gerne Steinbrüche auf, wo sie sich in Felsspalten verstecken können. Einen Uhu könnt Ihr wegen seiner Größe kaum mit anderen Eulen verwechseln. Ihre Augen sind orange und die Federohren hängen meistens zur Seite herunter. Uhus jagen gerne etwas größere Säugetiere wie Kaninchen oder sogar Rehkitze. Man munkelt, dass sie auch gerne mal kleine Hunde erwischen. Doch keine Panik: Auch wenn sie das körperlich bestimmt schaffen könnten, ist uns keine Situation bekannt, wo sich ein Uhu schon mal den besten Freund des Menschen tatsächlich geschnappt hat.

Waldkauz und Waldohreule

Der Waldkauz ist die am meisten verbreitete Eulenart in Deutschland. Mit über 50.000 Brutpaaren sind sie in jedem größeren Waldgebiet vertreten. Er hat einen kräftigen Körper und ist größer als die schlanke Waldohreule. Sie besitzt, im Gegensatz zum Waldkauz, lange Federohren und hat ein helles Gefieder mit dunklen Streifen. Für beide Arten besteht das Beutespektrum hauptsächlich aus Mäusen, was sie zu Nahrungskonkurrenten macht. Doch obwohl ihr Name etwas anderes suggeriert, hält sich die Waldohreule hauptsächlich an Waldrändern oder auch teilweise im Offenland auf. Dadurch kommt sie dem waldbewohnenden Waldkauz nicht in die Quere.

Steinkauz

Der Steinkauz ist hauptsächlich im Offenland anzutreffen.

Der Steinkauz lebt als Offenlandbewohner außerhalb des Waldes und ist sehr viel seltener als Waldkauz oder Waldohreule. Oft findet man ihn auf Streuobstwiesen oder auf den Dächern alter Scheunen, wo er die Umgebung nach Mäusen und Insekten absucht. Er besitzt leuchtend gelbe Augen und ein dunkelbraunes Gefieder mit hellen Flecken.

Sumpfohreule

Sumpfohreulen sind tagaktiv und brüten am Boden.

Die vom Aussterben bedrohte Sumpfohreule ist eine sehr besondere Eule. Denn sie lebt überwiegend tagaktiv und brütet auf dem Boden. In Deutschland gibt es nur wenige Brutpaare. Die meisten Sichtungen werden während der Wintermonate gemeldet, bei denen wir viele Wintergäste aus dem kalten Skandinavien oder Russland haben. Die Sumpfohreule ist ausschließlich im Offenland zuhause. Sie benötigt Feuchtwiesen und Moorgebiete als Lebensraum. Zum Schutz der Tiere könnt Ihr zum Beispiel den Erhalt und die Wiedervernässung von Mooren fördern. Wenn Ihr also mal einer Sumpfohreule in Deutschland begegnet, könnt Ihr euch sehr glücklich schätzen!

Die anderen Eulenarten sind ebenfalls sehr selten anzutreffen und leben oft in ganz speziellen Gebieten. Zum Beispiel findet man den Raufußkauz oder den kleinen Sperlingskauz nur in den Mittelgebirgen oder im Alpenraum. Die Schleiereule nistet dagegen gerne in Scheunen oder Kirchtürmen. Auch der Habichtskauz und die Zwergohreule sind Raritäten in Deutschland. Wenn Ihr schon mal eine Begegnung mit den Tieren hattet, erzählt uns gerne davon!

Wusstest Du schon…?
Ihr könnt Eulen unterstützen, indem Ihr Bruthilfen baut. Doch muss so ein Nistkasten gut überlegt sein. Wenn Ihr beispielsweise den Lebensraum für einen Waldkauz verbessern wollt, könnte es dazu führen, dass andere (und viel seltenere) Eulen dadurch aus ihrem Revier verdrängt werden.

Das ist eine Schneeeule. Sie lebt nicht in Deutschland, aber wurde durch die Harry Potter Filme weltweit berühmt.

Leben Eulen auch in meinem Wald?

Da die meisten Eulen nachtaktiv sind, lassen sie sich nur äußerst selten beobachten. Wenn Ihr dennoch herausfinden möchtet, ob sich eine Eule in der Nähe aufhält, könnt Ihr das auf andere Weise schaffen. Sicherlich habt Ihr schon mal das typische “schuh-hu” vom Waldkauz gehört. Genau so wird eine Vogelzählung oft durchgeführt. Anhand der Rufe können Expertinnen und Experten identifizieren, welche Vogelart sich in welchem Gebiet aufhält. Besonders gut funktioniert das während der Balzzeit im Frühjahr, bei der die Tiere häufig rufen. Wenn Ihr auch mal ein kleines Eulen-Monitoring durchführen möchtet, macht doch mal einen Spaziergang in der Dämmerung und hört genau hin, welche Eulen Ihr hören könnt. Hier habt Ihr eine Übersicht, wie sich die Rufe der verschiedenen Arten anhören.

Eine weitere Möglichkeit, die Präsenz von Eulen nachzuweisen, ist das Suchen nach so genanntem Gewölle. Eulen fressen ihre Beute sprichwörtlich “mit Haut und Haar” und würgen anschließend alle unverdaulichen Reste wieder aus. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Fell und Federn, die dann auf dem Boden gefunden werden können. Um herauszufinden, ob die Nahrungsreste tatsächlich von einer Eule stammen, müsst Ihr auf Knochenteile achten. Andere Greifvögel können Knochen mit ihrer starken Magensäure verdauen, doch Eulen scheiden sie lieber wieder aus.

Habt Ihr schon mal eine Eule beobachten können? Macht doch mal einen Abendspaziergang und haltet die Augen nach Hinweisen auf die nächtlichen Greifvögel offen. Viel Spaß dabei!