Im Wald spazieren gehen und durchatmen. Das tut richtig gut und wird mittlerweile sogar wissenschaftlich untersucht. Ein Aufenthalt im Wald fühlt sich nicht nur gut an, sondern fördert sogar Eure Gesundheit. Bereits 15 Minuten im Wald senken den Blutdruck und Eure Herzfrequenz – Ihr fühlt Euch entspannt! Da neben der Erholung auch die Gesundheit im Wald in den Fokus rückt, gibt es mittlerweile ausgewiesene Heil- und Kurwälder. Was genau das überhaupt bedeutet und wo Ihr einen Heilwald in Deutschland finden könnt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Waldbaden für die Gesundheit?
Waldbaden. Von diesem Trend hört man mittlerweile öfter. Was für Förster:innen und Forstwirt:innen alltäglich ist, möchte auch die breite Bevölkerung in ihren Alltag integrieren. Dabei geht es nicht mehr nur darum, im Wald die Hunderunde zu drehen oder eine Runde Joggen oder Spazieren zu gehen. Beim Waldbaden tauchen die Menschen mit allen Sinnen in die Natur und den Wald ein.
Wusstest Du schon…?
Shinrin-Yoku ist Japanisch und bedeutet übersetzt Baden im Wald. In Japan hat man diesen Begriff bereits 1982 geprägt. Waldbaden gilt als gesundheitsfördernd und soll in den Alltag integriert werden.
Waldbaden hilft bspw. bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bei Burnout. In Japan ist die Waldmedizin seit einigen Jahrzehnten ein anerkanntes Forschungsgebiet an Universitäten. Die Forscher:innen möchten genauer herausfinden, wie der Wald sich auf unseren Körper auswirkt. Bisher ist klar, ein Waldbad führt dazu, dass Puls, Blutdruck und Atmung sich verbessern. Also auch wenn Ihr fit und gesund seid: Bereits ein kurzer Besuch am Tag im Wald fördert Eure Gesundheit und kann Euch langfristig gesünder machen.

Wusstest Du schon…?
Wälder erfüllen täglich unzählige Funktionen für uns. Sie reinigen die Luft, filtern unser Trinkwasser, im Sommer ist es im Wald deutlich kühler als in der Stadt. Man unterscheidet zwischen den Hauptfunktionen Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion. In Erholungs-, Heil- oder Kurwäldern steht vor allem die Erholungsnutzung im Vordergrund.
Wie wird ein Wald zum Gesundheitswald?
Ein Waldbad tut gut und macht gesund. Mittlerweile gibt es sogar extra ausgewiesene Erholungs-, Kur- , oder Heilwälder. Diese Wälder erfüllen in besonderem Maße unsere Ansprüche an Entspannung und Ruhe. Doch was macht so ein Wald zu einem Gesundheitswald und wo liegen die Unterschiede?
Das Land Mecklenburg-Vorpommern gilt als Vorreiter bezüglich der Ausweisung von Gesundheitswäldern. Das Landeswaldgesetz wurde 2011 so erneuert, dass die obere Forstbehörde neben Erholungswäldern auch Heil- und Kurwälder rechtskräftig ausweisen kann. Ein Heilwald muss dabei andere Kriterien erfüllen als ein Erholungswald. Dazu gehören beispielsweise spezielle Anforderungen an die Infrastruktur im und am Wald, denn kranke Menschen sind leider meist nicht so mobil wie gesunde.
Wusstest Du schon…?
Den ersten gesetzlichen Kur- und Heilwald gibt es in Mecklenburg-Vorpommern seit 2017 im Ostseebad Heringsdorf auf der Insel Usedom.
Was ist ein Erholungswald?
Bei einem Erholungswald liegt, wie der Name bereits verrät, die Erholung der Bevölkerung im Vordergrund. Das bedeutet, man pflegt und schützt den Wald so, dass die Erholungsfunktion im Vordergrund steht. Das kann zum Beispiel eine Einschränkung der Nutzung oder der Jagdausübung in diesem Wald bedeuten. Die Maßnahmen im Wald beziehen sich eher auf den Menschen. Zum Beispiel kann das Anlegen von Wander- oder Radwegen dazu gehören, genauso wie das Errichten von Infotafeln oder Sitzgelegenheiten. Oftmals findet Ihr diese Wälder in der Nähe von großen Städten bzw. Ballungsräumen, aber auch in der Nähe von Kureinrichtungen oder Erholungsorten. Meist sind die Erholungswälder mit Schildern gekennzeichnet, so dass Ihr sie als Erholungswald erkennen könnt.

Erholungswälder gibt es unter anderem im Stadtwald Paderborn, Augsburg oder in Wernigerode.
Wusstest Du schon..?
In Deutschland haben wir 11 Mio. Hektar Wald. 1993 wurden laut Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten 215.210 Hektar als Erholungswald ausgewiesen. Heute dürfte es bereits deutlich mehr sein.
Was ist ein Kurwald?
Bei einem Kurwald geht es um die Sekundärprävention. Darunter versteht man Maßnahmen, die bei Erkrankungen im frühen Stadium ansetzen und so dabei helfen, dass die Krankheit gar nicht erst auftritt oder milder verläuft.
Hier kann man verschiedene Maßnahmen durchführen, die zur Gesundheitsförderung und Prävention beitragen. Diese können von Achtsamkeitsübungen bis zu sportlichen Bewegungsaktivitäten reichen. Im Kurwald Krakow am See gibt es zum Beispiel Infotafeln mit Yoga-Übungen oder eine Balancier- und Kletteranlage und sogar eine Kneippsche Wassertretanlage. Kurwälder befinden sich, wie der Name verrät, meist in der Nähe von Kurorten. Durch die Ausweisung der Kurwälder in der Nähe von Kur- und Erholungsorten will man das natürliche vorhandene Potential des Waldes noch stärker für die Gesundheitsvorsorge und medizinische Prävention sichern.

Kurwälder werden befristet auf einen Zeitraum von fünf Jahren ausgewiesen. Dazu benötigt man ein forstliches und ein medizinisches Gutachten. Wenn der Wald weiterhin alle Kriterien erfüllt, kann die Verordnung nach einer Prüfung verlängert werden.
Die Kriterien, die ein Kurwald erfüllen muss, könnt Ihr hier nachlesen.
Kurwälder gibt es in Graal Müritz, Krakow am See oder Waren Müritz (Kurwald Ecktannen).
Was ist ein Heilwald?
Heilwälder sind definierte Waldgebiete, die man für eine therapeutische Nutzung und für spezielle Indikationen gestaltet und nutzt. Hier werden gesundheitsfördernde Maßnahmen durchgeführt, die das Voranschreiten einer Krankheit verhindern bzw. lindern oder verzögern. Dafür ist eine therapeutische und indikationsspezifische Infrastruktur nötig. Weiterhin bedarf es geschulte und qualifizierte Waldtherapheut:innen. Meist besteht eine Zusammenarbeit mit einer Kur- bzw. Reha-Klinik.


Bei Heilwäldern geht es um die Tertiärprävention. Das bedeutet, die Krankheit ist bereits aufgetreten und nun will man Folge- und Begleiterscheinungen dieser Erkrankung möglichst abmildern sowie einer Verschlimmerung entgegenwirken. Wichtig ist auch, dass die Patient:innen eine größtmögliche Lebensqualität wieder bekommen. Im Heilwald Bad Lippspringe ist beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn (Fachbereich Sportmedizin) ein kognitiv-motorischer Bewegungspark geplant. Dort können die Patient:innen sowohl Kraft- als auch Koordinations- und Ausdauertraining absolvieren.
Die Ausweisung eines Heilwaldes soll vor allem im Umfeld von Fachkliniken und Gesundheitseinrichtungen sicherstellen, dass die Nutzung des Waldes für medizinisch-therapeutische Zwecke erfolgen kann. Die Anforderungen an diese Wälder sind höher als an Kurwälder. Der Bewegungsradius der Patient:innen ist meist geringer, sodass Heilwälder oftmals kleinere Waldflächen sind. Eine räumliche An- oder Eingliederung von Heilwäldern in oder an Kurwälder ist möglich. Beispielsweise gibt es das im Ostseebad Heringsdorf auf der Insel Usedom.
Die Ausweisung eines Heilwaldes erfolgt ebenfalls befristet auf 5 Jahre und Forstbehörden und medizinische Sachverständige prüfen sie. Bei Erfüllung aller Voraussetzungen erfolgt eine Verlängerung der Ausweisung. Alle Kriterien, die ein Heilwald erfüllen muss, könnt Ihr hier nachlesen.
Heilwälder gibt es beispielsweise in Bad Lippspringe, Bad Nauheim, Plau am See oder Klink (an der Müritz).
Wir hoffen, Ihr konntet in diesem Artikel einiges Neues über Erholungs-, Heil- und Kurwälder lernen. Habt Ihr bereits solch einen Wald besucht? Welche Erfahrungen konntet Ihr dort machen?
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erholungswald
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/natur-erleben/natur-tipps/27790.html
https://www.pefc.de/waldbesitzende/erholungs-kur-und-heilwald
https://www.kur-und-heilwaelder.de/Heilwald-oder-Kurwald/Was-ist-ein-Kurwald
https://www.heilwald-plau.de/Ueber-den-Heilwald
https://www.kur-und-heilwaelder.de/Heilwald-oder-Kurwald
https://www.tk.de/techniker/magazin/wald-gut-fuer-gesundheit-2067166
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5580555
https://www.wald-mv.de/walderlebnis/gesundheit-und-erholung/heilwaelder
https://www.komp-wald-natur.de/gesundheitsfoerderung/kur-und-heilwaelder
https://www.kur-und-heilwaelder.de/Qualitaet-und-Kriterien/Kriterien-fuer-einen-Heilwald
https://www.vdek.com/presse/glossar_gesundheitswesen/sekundaerpraevention.html
https://www.vdek.com/presse/glossar_gesundheitswesen/tertiaerpraevention.html
https://www.kur-und-heilwaelder.de/Qualitaet-und-Kriterien/Kriterien-fuer-einen-Kurwald
https://www.krakow-am-see.de/de/urlaubsthemen/krakower-aktivwelt/kurwald/Kurwald.php
https://heilwald-badlippspringe.de/veranstaltungen-im-heilwald/
Irmgard Puth
30. Januar 2025 — 05:49
Danke für den interessanten Artikel. Auch in Lahnstein gibt es, oberhalb von Rhein und Lahn am Rand des Taunus, neuerdings einen Kur- und Heilwald 🙂