Wie pflanze ich richtig Bäume?

Ob bei Baumpflanzaktionen oder durch Forstwirtinnen und Forstwirte. Bäumepflanzen ist in aller Munde. Wir waren im Frühjahr zu Besuch bei Landesforsten Rheinland-Pfalz und haben mit Forstwirts-Azubi Ricco Bäume gepflanzt. Unser neustes Video könnt Ihr Euch dazu unten anschauen und Ihr erfahrt außerdem in diesem Artikel alles  rund um das Pflanzen von klimastabilen Mischwäldern. 

Warum Bäume pflanzen?

Wir haben Euch schon einmal erklärt, wie der Wald sich natürlich verjüngt und damit junge Bäume von Natur aus nachwachsen. Das könnt Ihr einmal in diesem Artikel oder in diesem Video nachschauen. Wenn die Natur das alles alleine kann, wieso müssen wir dann Bäume pflanzen? Dazu gibt es einige Gründe. Das Ziel beim sogenannten Waldumbau ist es, einen klimastabilen Mischwald zu erbauen. So wollen Försterinnen und Förster sicher gehen, dass der Wald gesund bleibt und auch in Zukunft all seine Funktionen und Ökosystemleistungen erbringen kann.

Damit der Wald das in Zukunft kann, brauchen wir viele unterschiedliche Baumarten. Wenn sich diese Bäume alle natürlich verjüngen, also fortpflanzen ist das der Optimalfall. Sind aber keine Samenbäume anderer Baumarten vorhanden, könnten auch keine neuen Baumarten wachsen. Ein gutes Beispiel ist der Nationalpark Harz. Hier hat der Borkenkäfer die Fichtenreinbestände flächig absterben lassen. Da im Nationalpark nicht gepflanzt wird, sind in der neuen Waldgeneration, also bei den Bäumen, die nun von selbst nachwachsen, auch wieder hauptsächlich Fichten zu sehen. In bewirtschafteten Wäldern ist der wissenschaftliche Konsens auf Vielfalt zu setzen. Also müssen Forstwirt:innen andere Baumarten mit dazu pflanzen.

Wusstest Du schon…?
Neue Bäume müssen nicht immer gepflanzt werden. Die Samen können auch direkt in den Boden gebracht werden. Das ist häufig günstiger, weniger aufwendig und die Jungpflanzen sind an die Umgebung gewohnt. Der Nachteil ist natürlich, dass die Pflanzen dann länger wachsen bis sie den Brombeeren und Rehen über den Kopf gewachsen sind.

Woher kommen die Bäumchen?

Diese Pflanzen kommen aus einer Baumschule. In Bünden von bis zu 50 Stück werden sie geliefert. Um sie zu lagern, werden sie in einen sogenannten Einschlag gelegt, damit die Wurzel nicht austrocknen.

Um an junge Bäume zukommen, gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste ist die sogenannte Wildlingswerbung. Das sind keine TV-Spots über rabiate Menschen! Wildlinge, so werden von selbst gewachsene, junge Pflanzen genannt. Dazu kann ich in meinem Forstrevier in Waldbestände gehen, in denen bereits junge Bäume wachsen. Diese kann ich dann aus dem Boden holen und an anderer Stelle einpflanzen. Der Vorteil ist, dass die Bäume dann die Gegebenheiten des Waldes gewohnt sind. Und das Beste: Die Pflanzen kosten kein Geld, denn es sind ja bereits meine.

Die zweite Möglichkeit ist die Bäume in einer Baumschule zu kaufen. Diese Baumschulen ziehen junge Pflanzen aus kontrolliertem Saatgut an. Man kann dort sogar auswählen aus welcher Region das Saatgut kommt. Meist werden die Regionen genutzt in denen die Bäume schon heute in einem trockenen Klima gut wachsen. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Bäume die zukünftigen Klimaveränderungen überleben.

Mit Spaten oder Haue?

Forstwirtazubi Ricco zeigt Felix die Werkzeuge zur Pflanzung.

In unserem Video stellen wir Euch zwei Pflanzverfahren vor. Das Pflanzen mit dem Hohlspaten und mit der Rhodener Haue. Es gibt noch zahlreiche andere Verfahren aber im Grunde gibt es zwei Arten. Entweder buddeln die Forstwirtinnen und Forstwirte ein Loch, oder die Pflanzen werden in einem zuvor gehackten Spalt eingeklemmt. Bei unserem ersten Pflanzverfahren wird mit einem Hohlspaten gepflanzt. Dazu sucht man zuerst einen geeigneten Ort, den man dann von Laub und anderem Material befreit. Danach folgt der erste Stich mit dem Spaten in den Boden. Mit einem zweiten schrägen Stich wird ein Erdpfropfen herausgehoben, die Pflanze wird ins Loch gehalten und die Erde zurück ins Loch gekrümmelt. Dabei ist es wichtig die Wurzel nicht zu verletzen und nicht zu viel Druck auf den Boden auszuüben. Den Boden vorsichtig festtreten und schon ist die erste Esskastanie im Boden. 

Bei dem Verfahren mit der Rhodener Haue wird auch zuerst der Boden von störendem Material befreit. Dann wirft man die Haue mit Schwung in den Boden. Ein loslassen der Haue kurz vor dem Aufkommen verhindert übrigens schmerzhafte Begegnungen mit Steinen im Boden. Als nächstes ein großer Schritt nach vorne und mit etwas Hebeln entsteht dadurch ein Spalt. Das junge Bäumchen setzt man dann beim Herausziehen der Haue in den frei werdenden Spalt. Der unten entstandene Hohlraum wird geschlossen, der Boden festgetreten und ZACK die nächste Kastanie ist im Boden. Falls das jetzt zu kompliziert klingt, wollen wir noch einmal unser Video oben empfehlen! Mit diesen beiden Pflanzverfahren können Forstwirt:innen ca. 60 Bäume in der Stunde pflanzen. 

Wo pflanzen wir?

Der momentan häufigste Fall für Pflanzung ist, dass durch Borkenkäfer oder Sturm entstandene Freiflächen aufgeforstet werden. Heißt, dort wo mal Wald war, soll auch wieder Wald wachsen. Hier kann man klassisch in Reihen pflanzen. Mittlerweile wird aber immer mehr in Femeln oder Klumpen gepflanzt. Dabei werden einige Bäumchen in Kreisen oder Quadraten in den Boden gebracht. Diese sind zwischen drei und 20 Meter breit. Zwischen den Flächen lässt man häufig noch etwas Platz. Dort kann sich dann die Natur verjüngen und von selbst aussäen. 

Hier könnt Ihr sehen, wie sich der klimastabile Mischwald entwickeln soll. In der Mitte wird in Klumpen gepflanzt. Ringsherum verjüngt sich die Natur von selbst.

Ist bereits Wald vorhanden und man möchte eine weitere Baumart beimischen, dann kann man in diese Bestände neue Baumarten “vor anbauen”. Dabei kommen die Pflanzen, je nach Lichtbedarf, direkt in den bestehenden Bestand oder in Lichtschächte. So können auch in gesunden Wäldern weitere Baumarten eingebracht werden. 

Wusstest Du schon…?
In den letzten Jahren haben die Folgen des Klimawandels eine Fläche von 277.000 Hektar Wald zerstört. Um diese Flächen mit klimastabilen Mischwäldern aufzuforsten, muss man ca. 1,4 Milliarden Bäume pflanzen. Eine echt Mamutaufgabe. Ein kleiner Fakt: Wenn jede:r Deutsche anpacken würden, müsste er oder sie rund 18 Bäume pflanzen. Gar nicht mal so viel, aber wohl kaum zu realisieren.

Wir hoffen Ihr konntet etwas über die Pflanzung lernen. Habt Ihr auch schonmal einen Baum gepflanzt oder wart sogar schon einmal bei einer Baumpflanzaktion dabei? Schreibt uns gerne in die Kommentare und bewertet den Artikel.

Bis bald im Wald.

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