Wie würdet Ihr einen Wald beschreiben? Schnell fallen Begriffe wie “schön”, “dunkel” oder “dreckig”. Wer sich ein bisschen auskennt, würde noch Laub-, Nadel- oder Mischwälder definieren. Und die Profis unter Euch erkennen sogar die Hauptbaumart, also zum Beispiel Buchen- oder Kiefernwald. Für Forstleute reicht das nicht aus. Eine Möglichkeit, Wälder noch sehr viel genauer zu beschreiben, sind die sogenannten Waldgesellschaften. Neben typischen Pflanzenarten gibt eine Waldgesellschaft gleichzeitig noch Informationen über die Standortbedingungen. Ihr seid interessiert, wie das funktioniert? Wir erklären es Euch!

Manchmal sind Wälder auch in Gesellschaft von uns Menschen.

Bäume mögen Gesellschaft

Wir haben Euch schon häufig erklärt, dass Bäume bestimmte Vorlieben bei der Wahl ihres Standorts haben. Manch ein Baum mag lieber kalkreiche Böden und andere bevorzugen Standorte im Tal. Damit möchten wir Euch deshalb hier nicht weiter langweilen. Diejenigen, die neu dabei sind, können mit einem unserer älteren Artikel starten. Hier erfahrt Ihr beispielsweise alles über den Boden.

Bisher ging es meistens um einzelne Baumarten, die wir vorgestellt haben. Doch Bäume sind im Wald nie allein. Neben verschiedenen Baumarten gibt es natürlich auch noch unterschiedliche Krautgewächse, Moose und Farne. Gemeinsam bilden sie eine sogenannte Waldgesellschaft.

Waldgesellschaften ohne menschlichen Einfluss

Natürliche Waldgesellschaften bilden sich über Jahrtausende. Seitdem Menschen damit begonnen haben großflächig Wälder abzuholzen, Flüsse umzulenken und Bäume außerhalb ihrer Heimat zu pflanzen, verschwinden die natürlichen Waldgesellschaften zunehmend. Wenn ein Wald unter Prozessschutz gestellt wird, kann er nach vielen Jahrhunderten jedoch seine ursprünglichen Strukturen zurückgewinnen. Heute handelt es sich bei einer Waldgesellschaft eher um eine theoretische Beschreibung einer Kombination von Pflanzen, die ohne menschlichen Einfluss auf einem bestimmten Standort wachsen würde.

Wusstest Du schon…?
Die “potentiell natürliche Vegetation” (kurz: pnV) ist ein häufiger Begriff in der Forstwelt. Dabei wird ein gedachter Zustand vorausgesetzt, der ohne menschlichen Einfluss vorhanden wäre. Lediglich der Boden und das Klima spielen eine Rolle beim Wachstum der Pflanzen. In Deutschland besteht die pnV zum Großteil aus Buchenwäldern, die unter unseren Standortfaktoren am konkurrenzstärksten sind.

Bäume haben eine bestimmte Standortamplitude, bei der sie ordentlich wachsen können. Diese Fichten sind offensichtlich fehl am Platz gewesen.

Welche Waldgesellschaften gibt es?

Welche Pflanzen auf einem Standort wachsen können, ist von vielen Faktoren abhängig. Die wichtigsten sind der Wasserhaushalt und das Nährstoffangebot. Das sind sogenannte Standortfaktoren. Mehr dazu könnt Ihr hier nachlesen. Anhand dieser Faktoren haben schlaue Wissenschaftler:innen für jede Kombination eine Waldgesellschaft beschrieben, die sich aus dort typischen Pflanzen zusammensetzt. Eine Waldgesellschaft bekommt meist den Namen einer Baumart und einer Krautart, zum Beispiel ein Waldmeister-Buchenwald. Dieser würde auf Böden mit guter Nährstoff- und Wasserversorgung wachsen. Sobald das Nährstoffangebot sinkt, entwickelt sich die Waldgesellschaft zu einem Hainsimsen-Buchenwald. Der anspruchsvolle Waldmeister könnte dort dann nicht mehr wachsen.

Waldmeister und Rotbuchen gehen auf gut wasser- und nährstoffversorgten Böden eine Waldgesellschaft ein.

So sieht die reale Vegetation aus

Wie schon erwähnt, sind natürliche Waldgesellschaften nur eine theoretische Kombination von Pflanzen. In der Wirklichkeit sehen Wälder meist ganz anders aus. Oft ist nur ein Teil der Pflanzen vorhanden, oder auch gar keine. Das kann verschiedene Ursachen haben. Meistens hat es etwas mit uns Menschen zu tun. Es könnte also sein, dass Ihr in einer Waldgesellschaft “Waldmeister-Buchenwald” überhaupt keine Rotbuche findet, wenn die Waldbesitzenden dort Fichten gepflanzt haben. 

Wusstest Du schon…?
Die Standortkartierung bildet die Grundlage, um Waldgesellschaften definieren zu können. Bei ihr werden Daten über Nährstoffe im Boden, Temperatur, Wasserverfügbarkeit und vieles mehr erhoben.

Bäume leben auch gerne in der Gesellschaft von Pilzen. Manche Pilze gehen eine Symbiose mit den Bäumen ein. Das nennt man Mykorrhiza.

Man könnte sich die Frage stellen, wofür die Einteilung von Waldgesellschaften überhaupt gut ist. Im Naturschutz werden sie gerne als Referenz herangezogen, um die ohnehin schon extremen menschlichen Einflüsse auf unsere Umwelt zu reduzieren und einen Weg zurück zu einer natürlichen Entwicklung zu finden. Und für Förster:innen ist es sehr interessant zu wissen, welcher Wald natürlicherweise in seinem Revier wachsen würde. Denn die natürliche Waldgesellschaft ist am besten an diesen Standort angepasst und hat keine großen Probleme mit ihrer Umwelt.

Mit diesem Wissen können Förster:innen sich bewusst dazu entscheiden, eine natürliche Entwicklung zu fördern oder davon abzuweichen. Das kann ökonomische Gründe haben. Aber auch die Standortveränderungen in den kommenden Jahrzehnten, durch den Klimawandel verursacht, spielen eine Rolle bei der Entscheidung.