Der beste Freund des Menschen ist der Hund. Und der zweitbeste Freund ist die Katze. Aber sind Katzen wirklich Freunde? Sie kratzen und beißen und sind häufig sehr scheu. Ihre Verwandtschaft zur Wildkatze ist offensichtlich. Sie gehören sogar zur gleichen Art wie die Europäische Wildkatze. Wie Ihr die beiden unterscheiden könnt, wo man eine Wildkatze finden kann und welche Probleme die Wildkatze mit uns Menschen hat, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Hauskatze oder Wildkatze?
Haus- und Wildkatze gehören beide zur gleichen Art: Felis silvestris. Dementsprechend können sie sehr ähnlich aussehen und sind schwer auseinanderzuhalten. Zuerst einmal sind alle Katzen, welche keine getigerte Fellstruktur haben, keine Wildkatzen. Die getigerten Hauskatzen sind minimal kleiner und leichter als Wildkatzen. Sie wirken oft schlanker, da sie nicht so ein buschiges Fell besitzen. Ein paar weitere wichtige Unterscheidungsmerkmale könnt Ihr in der Tabelle nachlesen.
Wusstest Du schon…?
Die Eingruppierung der verschiedenen Katzen ist gar nicht so einfach, wie man denken könnte. In manchen Publikationen werden die Hauskatze und die Wildkatze unterschiedlichen Arten zugeordnet. Oft spricht man aber auch von derselben Art, die in Unterarten aufgeteilt wird. Unabhängig von der Einordnung, können sich die Tiere miteinander verpaaren. Ihre Nachkommen werden “Blendlinge” genannt. Diese Kreuzung ist zwar theoretisch möglich, aber spielt in der Natur kaum eine Rolle. Denn die schlechter angepasste Hauskatze hat mehrere Nachteile und kann sich gegen ihre Verwandten in der Regel nicht durchsetzen.
Unterscheidungsmerkmale
Wildkatze | Hauskatze |
gelbliche Fellfarbe mit verwaschener Streifenzeichnung | gräuliche Grundfarbe mit sehr kontrastreicher Streifenzeichnung |
Schwanz mit dunklen Ringen, die nicht miteinander verbunden sind | Ringe am Schwanz sind meist miteinander verbunden |
Schwanzende buschig und stumpf | Schwanzende spitzer |
heller Kehlfleck | meist kein Kehlfleck |
fleischfarbener Nasenspiegel | farblich verschieden |
helle Schnurrhaare | farblich verschieden |
Nicht jedes Katzenbaby braucht Hilfe
Oft werden verwaiste Katzenbabys ins Tierheim gebracht. Dort stellt man später manchmal fest, dass es sich dabei um den Nachwuchs einer Wildkatze handelt. Jungtiere sind noch schwieriger zu unterscheiden als die erwachsenen Exemplare. Jungtiere, die auch nach mehreren Tagen in menschlicher Obhut immer noch ein starkes Abwehrverhalten zeigen, sind vermutlich Wildkatzen. Daher gilt: Nicht jedes Katzenbaby im Wald benötigt Eure Hilfe. In der Stadt sieht das natürlich ein bisschen anders aus. Im Zweifel solltet Ihr Profis kontaktieren und um Rat fragen, bevor Ihr ein Katzenbaby einsammelt.
Wusstest Du schon…?
Wenn Ihr eine verletzte Wildkatze gefunden habt, dann könnt Ihr Euch bei dem jeweiligen Wildkatzenbüro des BUND melden. Die helfen Euch weiter! Eine Liste mit den Kontaktdaten der verschiedenen Bundesländer findet ihr hier.
So verbringt die Wildkatze den Tag
…oder eher die Nacht. Denn Wildkatzen sind größtenteils nachtaktiv! Da streifen sie nicht durch Clubs und Kneipen, sondern über Wiesen und Äcker. Dabei sind sie auf der Suche nach Mäusen und anderen kleinen Nagetieren. Die Streifgebiete von Kudern (männliche Wildkatzen) können bis zu 5.000 Hektar groß sein. Sie überschneiden sich mit denen der weiblichen Wildkatzen, deren Streifgebiete deutlich kleiner sind. Danach ziehen sie sich in die Wälder zurück und verschlafen den Tag in ihrem Versteck.
Zur Paarungszeit im Februar suchen die ansonsten allein lebenden Tiere die Gesellschaft des anderen Geschlechts. Etwa zwei Monate später bekommt die Wildkatze 1 – 6 Junge, die sie in Baumhöhlen, unter Wurzeltellern oder in Felsspalten zur Welt bringt. In dieser geschützten Umgebung verbringen die Jungtiere die meiste Zeit ihres jungen Lebens. Hier können sie sich vor Feinden wie Luchs, Fuchs, Uhu und Wiesel verstecken. Gerne suchen die Jungtiere auch Unterschlupf zwischen Baumstämmen in Holzpoltern. Deshalb sollten Förster:innen im Zeitraum der Jungenaufzucht einen Holzpolter immer erst kontrollieren, bevor das Holz abtransportiert wird. Dafür reicht es aus, einen geeigneten Jagdhund mal schnuppern zu lassen, ob sich zwischen den Baumstämmen etwas versteckt.
Wildkatze in Gefahr
Die Wildkatze hat ihr Verbreitungsgebiet in ganz Europa. Im 19. Jahrhundert musste sie starke Verluste durch übermäßige Bejagung erleiden. Die Hauptgründe waren damals Beuteneid, denn damals dachte man, die Wildkatze würde alle Hasen und Rehe töten. Außerdem war der Verkauf der schönen Felle ein lukratives Geschäft. Seit 1934 steht sie unter strengem Schutz, welches im “Reichsjagdgesetz” verankert wurde. Heute umfasst ihr Bestand in Deutschland etwa 5.000 Tiere, genau weiß es jedoch niemand.
Die meisten Wildkatzen leben in Rheinland-Pfalz in den großen Wäldern der Eifel, des Pfälzerwaldes, Hunsrück und Taunus. Außerdem kommt sie in den Bereichen vom Harz, Hainich, Solling und Kaufunger Wald vor. Während der Bestand in Deutschland zunimmt, ist er in anderen Ländern leider rückläufig. Daher kommt Deutschland eine besondere Verantwortung für den Schutz der Tiere zu. Hauptgründe für den Bestandsrückgang sind ungünstige klimatische Verhältnisse in den Streifgebieten der Tiere, die Zersiedelung unserer Landschaft und vor allem überfahrene Wildkatzen durch den Straßenverkehr.
Das Problem Mensch
Wie Ihr in der Karte oben vielleicht bemerkt habt, leben die meisten Wildkatzen in den Wäldern unserer Mittelgebirge. Hier haben die Tiere ausreichend Ruhe und können sich zurückziehen. Allerdings ist dies nicht ihr bevorzugtes Habitat. Aufgrund der Höhenlage kommt es häufiger zu Schneefall, womit die Tiere nicht gut klar kommen. Sie sinken tief in den Schnee ein und haben kaum die Möglichkeit ihre Hauptbeute, die Mäuse, zu jagen.
Über die Zersiedelung unserer Landschaft haben wir bereits einen Artikel geschrieben. Sobald einzelne Populationen voneinander getrennt sind, zum Beispiel durch eine Autobahn oder eine Stadt, können sie sich nicht mehr untereinander vermehren. Das führt zu einer genetischen Verarmung und das führt wiederum dazu, dass die Tiere krankheitsanfälliger werden oder sogar Missbildungen aufweisen. Eine weitere Tierart, die hiermit stark zu kämpfen hat, ist das Rotwild. Doch nicht nur Straßen und Siedlungen zerschneiden unsere Landschaft. In unseren Wäldern wurden in den letzten Jahren extrem viele Zäune gebaut. Diese sind für Wildkatzen eine richtige Todesfalle. Sie versuchen durch die Drahtmaschen zu schlüpfen, bleiben stecken und verletzen sich stark oder verhungern bei dem Versuch, sich zu befreien. Um das zu verhindern, sind bereits verschiedene Versuchsprojekte gestartet, die den Wildkatzen dabei helfen, diese Zäune sicher zu überwinden.
Der Tod durch Autos beim Überqueren von Straßen gehört zu den Haupttodesursachen der Wildkatze überhaupt. Hier wurden ebenfalls verschiedene Lösungen ausprobiert. Grünbrücken werden von den Tieren gut angenommen, allerdings sind diese Brücken sehr teuer und viel zu selten. Zäune am Straßenrand können das Problem der Straßenmortalität verringern, aber zu anderen Problemen, zum Beispiel der ohnehin schon starken Lebensraumzerschneidung, führen. Letztlich bleibt zum jetzigen Zeitpunkt nur an alle Autofahrer:innen zu appellieren, vor allem in der Dämmerung vorsichtig und vorausschauend zu fahren. Alle Wildtiere werden es Euch danken.
Wie wir Wildkatzen helfen können
Für eine Vernetzung der einzelnen Populationen ist eine weitere Sache sehr wichtig. Wildkatzen sind auf große Waldlebensräume angewiesen. Zwischen großen Wäldern befinden sich häufig riesige landwirtschaftliche Flächen, die von Wildkatzen nicht überquert werden. Aus diesem Grund wurde das System von sogenannten “Trittsteinen” ins Leben gerufen. Trittsteine können Hecken, Gebüsche und andere Versteckmöglichkeiten inmitten von landwirtschaftlichen Flächen sein, die Wildkatzen nutzen, um von einem Wald in den nächsten zu gelangen. Innerhalb der Wälder sind Förster:innen am Zug. Sie können Altholzinseln ausweisen. Hier gibt es Höhlen, die Unterschlupf für Wildkatzen bieten, und großflächige Wildruhezonen ausweisen, damit sich die Wildkatzen nicht immer bis in die letzten Winkel unserer Mittelgebirge zurückziehen müssen.
Habt Ihr noch weitere Ideen, wie wir der Wildkatze bei ihrer Ausbreitung helfen können? Lasst es uns wissen!