Die Dürre der letzten Jahre war nicht nur für den Wald und dessen Förster:innen eine schwierige Zeit. Auch Landwirt:innen hatten Probleme, ihre Ernte zu erhalten. Nach 2019 kam es aufgrund der Trockenheit zu fatalen Ernteausfällen, die Bewässerung der Felder kompensieren konnte. Doch wieso gibt es auch bei dieser altbewährten Bewirtschaftung von Land plötzlich Probleme? Der Übeltäter ist wie so oft im Klimawandel zu finden. Doch wie rettet man die Ernte der kommenden Generationen, wenn Extremwetterereignisse noch zunehmen werden? Eine Lösung ist in der Kombination aus Land- und Forstwirtschaft zu finden: Agroforst. 

So kann es aussehen, wenn Bäume und Büsche aufs Feld gepflanzt und Forst- und Landwirtschaft verbunden werden.

Wusstest Du schon…? 
Stürme können zu Ernteeinbußen von 18 und Überschwemmungen von 15 Prozent sorgen. Durch extreme Dürreereignisse kann der Ernteverlust jedoch bis zu 84 Prozent betragen. Die Trockenheit sorgte 2018 dafür, dass weltweit 30 Millionen Tonnen Getreide fehlten. 

Wie die Bäume auf´s Feld kommen 

Ein Streifen aus Pappeln und Weiden wertet die Landschaft nicht nur ästhetisch auf, sondern schwächt auch die Windgeschwindigkeit auf Feldern maßgeblich ab.

Agroforst beschreibt eine Kombination aus Forst- und Landwirtschaft. Die beiden Bewirtschaftungsformen sollen sich dabei in positiver Wechselwirkung ergänzen. Dazu werden mehrjährige holzige Pflanzen beispielsweise in Streifen auf einen Acker gepflanzt. Die Fläche unter den Bäumen kann dann entweder als Weidefläche oder Acker dienen. Dieses Konzept ist aber keinesfalls neu. Die menschliche Bewirtschaftung sorgte durch Hutewälder dafür, dass das Vieh durch den Winter kam. Dafür wurden Schweine oder Kühe in den Wald getrieben, in welchem sie sich von den Blättern oder den Früchten – wie Eicheln, Bucheckern oder Kastanien – der Bäume ernähren konnten. Nicht nur diese Hutewälder, sondern auch viele Waldinseln auf Feldern verschwanden mit dem Anspruch der Landwirte ihre Fläche optimal und möglichst in vollen Zügen für ihre Bewirtschaftung zu nutzen. Der Nutzen der Bäume auf dem Feld liegt allerdings nicht nur in der positiven Landschaftsgestaltung. Agroforstsysteme liefern sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile. 

Wusstest Du schon…? 
Die klimatischen Veränderungen werden voraussichtlich bis 2050 150 bis 200 Millionen Menschen weltweit zur Flucht zwingen. 

Die Rettung der konventionellen Landwirtschaft 

Agroforst ist darauf ausgelegt, dass sich die natürliche Bewirtschaftung dem jeweiligen Ökosystem anpasst und dieses nicht zerstört. 

Durch die Ernte der Feldfrüchte werden dem Boden Nährstoffe entzogen. Durch das Laub der Bäume gelangen jedoch neue Nährstoffe in den Boden, sodass dieser nicht an Fruchtbarkeit verliert. 

Diese Art der Bewirtschaftung kann die Bodenfruchtbarkeit maßgeblich verbessern. Durch das im Herbst anfallende Laub gelangen neue Nährstoffe in den Boden, welche die Ackerpflanzen aufnehmen können. Dieser Prozess sorgt für eine Rückführung von Nährstoffen und erhöht durch das absterbene und dann in den Boden eingearbeitete organische Material den Kohlenstoffspeicher. Die Wurzeln der Bäume reichen durch die Konkurrenz mit den Ackerpflanzen viel tiefer in die Erde und festigen diese. Außerdem halten sie das Wasser weiter oben im Boden, wodurch es auch die angepflanzten Feldfrüchte besser erreichen. Trockenheit kann man so vorbeugen. Die Wasserqualität verbessert sich durch die filternde Funktion der Wurzeln ebenfalls. 

Bäume und Sträucher bieten auch mehr Lebensräume. Wenn Vögel diese nutzen, verringert sich die Zahl der Insekten. Eine chemische Bekämpfung von Schadinsekten kann man so minimieren oder sogar ganz überflüssig machen. Die bepflanzten Streifen spenden im Sommer Schatten und schützen den Boden so abermals vor der Austrocknung. 

Wusstest Du schon…? 
Auf einem unbepflanzten Acker kommt es nach langanhaltender Trockenheit auch in Deutschland zu Windverwehungen. Die Bepflanzung dessen mit einem Baum- oder Strauchstreifen kann die Windgeschwindigkeit um bis zu 80% verringern. 

Wie Agroforst den Amazonas rettet 

Das Prinzip des Agroforst könnte auch den Amazonas Wald retten. Durch die Rodung der Flächen und die Beweidung durch das Vieh werden die Böden zunehmend unfruchtbar. Die Bauern ziehen weiter, roden die nächste Fläche und lassen wieder eine neue Einöde zurück. Dadurch sind circa 30 Millionen Hektar Weideland bereits nicht mehr nutzbar. Jetzt wandeln innovative Landwirt:innen diese verlassenen Flächen zunehmend in Agroforstflächen um. Die angepflanzten Bäume spenden Schatten und verhelfen so der Vegetation zu neuem Wachstum. So bleibt den Bauern ihre Lebensgrundlage der Vieh Bewirtschaftung erhalten und sie schützen den Regenwald vor weiterer Abholzung. 

Agroforst in Europa – auch in Deutschland eine Lösung?   

Die Kosten einer Flächenumwandlung und die vorerst gefürchteten Einbußen in der Flächengröße schrecken viele Landwirt:innen ab. Die Ernte auf einer Agroforst Fläche wird jedoch trotz Flächenminimierung gesteigert. So wird auf 100 ha Agro-Forstwirtschaftsfläche dieselbe Ernte wie auf 140 ha reiner Landwirtschaftsfläche erbracht. In Frankreich haben sich die Agroforst Flächen deswegen in den letzten 10 Jahren verzehnfacht. Und nicht nur die Ackerpflanzen bringen den Landwirt:innen Gewinne ein, sondern auch die Bäume, welche ihre Arbeit getan und dann durch neue Jungbäume ersetzt werden. 

Die Wurzeln der Bäume festigen den Boden und filtern das Wasser.

Bis Agroforst auch in Deutschland mehr Akzeptanz und Unterstützer findet dauert es wohl leider noch etwas. 

Was Ihr tun könnt, um Agroforstwirtschaft zu unterstützen? Ihr könnt die Idee dieser Bewirtschaftung weitertragen und Eure Mitmenschen darüber aufklären, wieso auch die Landwirtschaft sich an den Klimawandel anpassen sollte. Wenn Euer Gegenüber mehr darüber erfahren möchte, scheut nicht davor zurück, diesen Artikel zu teilen. 

Kennt Ihr Agro-Forstflächen oder habt schon einmal von dieser Form der Bewirtschaftung gehört? Erzählt uns doch gerne mehr in den Kommentaren!