Den Wechsel der Jahreszeit bemerken wir momentan an den immer kürzer werdenden Tagen und den fallenden Temperaturen. Doch auch ein Besuch im Wald lässt keinen Zweifel mehr daran, dass der Herbst Einzug hält. Warum das Verfärben vom Laub für die Bäume überlebenswichtig ist und was unter anderem Hormone damit zu tun haben, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Ab wann beginnen Bäume Ihre Blätter zu färben?

Genauso wie wir bemerken Bäume, dass mit Beginn des Herbst‘ die Tage kürzer werden. Das bedeutet, dem Baum steht weniger Licht zur Verfügung. Gleichzeitig beginnen die Temperaturen zu fallen. Der Baum reagiert darauf, indem er seinen pflanzlichen Stoffwechsel herunterfährt. Gleichzeitig wird bei den Blättern ein Alterungsprozess in Gang gesetzt. Dies geschieht übrigens alles durch pflanzliche Hormone.

Wusstest Du schon…?
Die Bäume verlieren während des Laubabwurfs eine immense Menge an „Ballast“. Die Birke wirft im Schnitt z.B. bis zu 28 kg Laub ab.

Bei diesem Spitz-Ahorn werden langsam die sonst vom grünen Chlorophyll überdeckten Farbtöne des Blattes sichtbar.

Was passiert genau dabei?

Wie schon erwähnt, handelt es sich beim Abwurf des Laubes keines Falls um einen Zufall, sondern um einen direkt durch Hormone gesteuerten Vorgang. Diesen Vorgang schauen wir uns einmal genauer an. Der Abwurf der Blätter erfolgt in zwei Schritten: 

Im ersten Schritt beginnt der Baum, für ihn wichtige Bestandteile innerhalb des Blattes abzubauen bzw. diese zurück in den Spross zu leiten. Dort werden sie dann bis zum nächsten Frühjahr in Zweigen, Stamm oder Wurzeln gespeichert. Zu diesen Bestandteilen gehören unter anderem Chlorophyll, Proteine und Mineralstoffe wie beispielsweise Stickstoff. Das Chlorophyll ist verantwortlich für die grüne Färbung von Blättern und überdeckt im Sommer alle anderen Farbpigmente. Durch die Entziehung des Chlorophylls verlieren die Blätter ihre grüne Farbe und andere Farbtöne wie gelb oder rot werden sichtbar. Dafür verantwortlich sind andere chemische Inhaltsstoffe wie Karotinoide, Xantophylle und Anthocyane (Karotinoide kennt Ihr vielleicht bereits, da sie beispielsweise in Möhren vorkommen). Während die ersten beiden Inhaltsstoffe die ganze Zeit über im Blatt vorhanden waren, entstehen die Anthocyane als Nebenprodukt während des Prozesses der Laubverfärbung- und abwurfs.

Wusstest Du schon…?
In der Pflanzenphysiologie spricht man beim Laubabwurf von der „Abzission“.

Nun haben wir geklärt, warum sich die Blätter verfärben. Aber wie kommt es nun zum Abwurf? Dafür müssen wir uns den zweiten Schritt genauer anschauen. Nach dem Entzug der Nährstoffe bildet der Baum ein Trenngewebe an der Basis des Blattstiels aus. Ein leichter Windhauch genügt nun bereits und die Blätter fallen herab. Nachdem der Baum das Blatt abgeworfen hat, kommt es an der Wundstelle zu vermehrten Zellteilungen. Dadurch schließt sich die Wunde schnell wieder und ein neues, wasserdichtes Gewebe entsteht. So schützt sich die Wunde vor dem Eintritt von Pilzen oder Bakterien.

Schon ein leichter Windstoß genügt jetzt und die Blätter fallen vom Baum.

Warum machen Bäume das überhaupt mit dem Laub?

Auf Sparflamme durch den Winter. Das Verfärben und Abwerfen der Blätter ist für die Bäume überlebenswichtig, denn nur so können sie die kalte Winterzeit überstehen. Der Baum fährt, wie Ihr bereits wisst, im Herbst seinen pflanzlichen Stoffwechsel herunter. Es wäre für ihn eine große Mühe, seine Blätter über den ganzen Winter hinweg weiterhin mit Nährstoffen zu versorgen. Diese zieht er daher  zur „Überwinterung“ aus den Blättern zurück in den Baum.

Wusstest Du schon…?
Nicht alle Bäume werfen zur gleichen Zeit ihre Blätter ab. Die Eiche bspw. hält noch sehr lange ihre Blätter am Baum. Damit kann sie zwar länger Photosynthese betreiben als andere Laubbäume, ist aber anfälliger für Herbststürme. Hier hat der Wind mehr Angriffsfläche und lässt die Äste und Stämme häufiger brechen.

Schutz vor Schnee und Eis. Der Baum schützt sich durch den Blattabwurf  vor Stürmen und großen Schneemassen im Winter. Die Last von Schnee kann ansonsten zu Astabbrüchen führen. Durch das fehlende Laub bietet der Baum einem kräftigen Herbststurm außerdem weniger Angriffsfläche.

Der wunderschöne Herbstwald lädt zu einem Spaziergang ein.

Schutz vorm Verdursten. Die Blätter geben über die Blattoberfläche Wasser ab. Man spricht dabei vom sogenannten Transpirieren. Würde der Baum im Winter noch sein Laub tragen, würde er vermutlich verdursten. Bei Sonnenschein transpirieren die Blätter, aber der Buam kann kein Wasser aus dem gefrorenen Boden nachziehen.

Wusstest Du schon…?
Der Blattabwurf wird durch bestimmte Umwelteinflüsse wie extreme Dürre, Schadstoffe im Boden oder der Luft, extremer Befall von Fressfeinden wie Insekten oder Pilzen beeinflusst. Diese Stressfaktoren können zu einem vorzeitigen Blattabwurf, sogar bereits im Sommer, führen. So könnt Ihr erkennen, ob ein Baum eventuell krank ist.

Detox für den Baum. Der Laubabwurf bedeutet für die Bäume eine Art Entschlackungskur, denn mit den Blättern können auch Giftstoffe abgegeben werden. Diese entstehen im Laufe einer Vegetationsperiode durch giftige Stoffwechsel-Endprodukte oder werden aus der Umwelt aufgenommen.

Große Chance für die ganz Kleinen. Das fehlende Laubdach führt im Frühjahr zum Wachstum von Frühblühern. Diese benötigen für ihr Wachstum ausreichend Licht und nutzen den kurzen Zeitraum in welchem die Bäume noch kein Laub tragen.

Aber wie machen das die Nadelbäume?

Wie Ihr sicher schon wisst, verlieren Nadelbäume nicht ihre „Blätter“. Man spricht dabei von immergrünen Bäumen. Aber wie überleben sie dann trotzdem die kalte Jahreszeit? Auch wenn sie ihr Laub nicht abwerfen, schrauben die Nadelbäume ebenso ihren Stoffwechsel herunter. Ihre Nadeln haben eine viel kleinere Oberfläche und sind von einer Wachsschicht umgeben, wodurch die Transpiration gehemmt ist. Außerdem sind die Spaltöffnungen, worüber das Wasser verdunstet, im Winter und bei Trockenheit deutlich verengt.

Wusstest Du schon…?
Es gibt einige Nadelbaumarten, die, anders als gewöhnlich, auch ihre Nadeln abwerfen. Dazu gehören unter anderem die Europäische Lärche, der Urwelt-Mammutbaum und die Sumpf-Zypresse.

Was passiert mit dem alten Laub?

Das Laub auf dem Boden wird durch Kleinstorganismen wieder zu neuem Humus umgewandelt.

Der Abwurf des Laubes ist nicht nur für die Bäume überlebenswichtig, sondern gehört auch zum natürlichen Kreislauf des Waldes. Kleinstlebewesen zersetzen das alte Laub und machen es so für den Boden verfügbar. Die mechanische Zerkleinerung erfolgt durch Käfer, Asseln und Würmer. Pilze und Bakterien bauen schwer verdauliche Bestandteile wie Lignin ab. Am Ende entsteht aus dem alten Laub, sowie auch aus Ästen oder Wurzeln, wieder neuer Humus. Also neue Nahrung für Bäume und Pflanzen. 

Wusstest Du schon…?
Esche, Erle und Holunder verfärben nicht und werfen ihre Blätter grün ab.

Sehr spannend und umfangreich was in der Natur, so ganz nebenbei und selbstverständlich, für hochkomplexe Abläufe vor sich gehen. Wir hoffen, wir konnten Euch in diesem Artikel diesen Prozess verständlich widerspiegeln und wünschen viel Spaß beim nächsten Herbstspaziergang, bei dem ihr den Herbstwald vielleicht mit anderen Augen betrachten könnt!