Die Fläche aller Gärten Deutschlands ist um Weiten größer als die Fläche aller Naturschutzgebiete Hierzulande. Jedoch sind Schottervorgärten und mit der Nagelschere geschnitten Rasen weit entfernt von ihrem potentiellen Nutzen für die Natur und ihren Schutz. Heute wollen wir Euch erklären, wie Ihr mehr Artenvielfalt in Eurem Garten schaffen könnt und welche Bäume oder Sträucher gut für Bienen, Vögel und Co. sind. Dafür wollen wir einen kleinen Blick über den Waldrand hinaus werfen. Die “Do’s und Dont’s” des artenreichen Gartens erfahrt Ihr jetzt. 

Was ist wichtig für die Tierchen?

Zuerst einmal gilt, je wilder und natürlicher desto besser. Je mehr Strukturen es gibt, desto mehr Arten fühlen sich wohl. Zahlreiche Tiere benötigen besondere Lebensräume, damit sie dort leben wollen und können. Die Amsel oder der Haussperling sind recht anspruchslos, deswegen seht Ihr diese Vögel auch oft. Aber habt Ihr auch schon Heckenbraunelle und Zaunkönig bei Euch entdeckt? Falls ja, seid Ihr oder Eure Nachbarn auf dem richtigen Weg, falls nicht, helfen Euch vielleicht diese Tipps:

Diese Schlehe ist wirklich wehrhaft. Doch dient sie auch vielen Tieren als Lebensraum.

Viele Vögel lieben heimische Hecken und Gebüsche. Die meisten sind mit Dornen versehen – die Vögel sind also vor Katzen und Greifvögel besser geschützt – und sie bieten dazu noch mit Ihren Früchten Nahrung. Auch die Blüten sind wichtig für zahlreiche Insektenarten. Eine bekannte Strauchart ist zum Beispiel der Schwarzdorn – auch als Schlehe bekannt. Hier leben Insekten wie der Hecken-Wollafter (ein Schmetterling) oder der Goldglänzende Rosenkäfer. Und auf den spitzen Dornen spießt der Neuntöter (keine Sorge, das ist nur ein Vogel!) seine Beute, wie Bienen oder Mäuse auf. Die Schlehe ist also ein echtes Multitalent als Lebensraum.

Eine weitere Art ist der auch im Winter grüne Wacholder. Der Gemeine Wacholder ist mit Stacheln bewehrt und bietet mit seinen blauen Wacholderbeeren eine gute Nahrungsquelle für Vögel. Diese werden zum Beispiel von der Wacholderdrossel gefressen und verbreitet. Und als netten “Beigeschmack” kann man mit etwas Geschick und guten Kontakten aus den Wacholderbeeren auch noch ein Gin aus dem eigenen Garten herstellen.

Die Wacholderbeeren sind nicht nur für einen guten Gin gut, sondern auch eine Wohltat für viele Vögel.

Eine weniger wehrhafte aber dafür genauso schmackhafte Strauchart ist der Holunder. Die Blüten bieten im Frühsommer eine gute Insektenweide und später, wenn der Holunder Früchte trägt, werden sie gerne von den Vögeln, wie der Mönchsgrasmücke und dem Grauschnäpper, gefressen. Wenn Ihr zufällig bereits einen Holunder zuhause stehen habt, dann testet doch im Juni unser Holunderblütenrezept aus.

Der Holunder ist im Frühsommer Bienenweide und im Spätsommer Futterquelle für Vögeln. Und ab und zu auch für den Menschen…

Davon solltet Ihr in Eurem Garten absehen!

Vorsichtig solltet Ihr mit nicht heimische Straucharten sein. Diese können zum einen andere Arten verdrängen und zum anderen haben diese häufig keinen Nutzen für unsere heimischen Insekten, Vögel oder Fledermäuse. Die bekannteste Art ist sicher der in fast jedem Garten zu findende Kirschlorbeer. Dieser bietet keine Nahrung durch Blüte oder Früchte für die heimischen Tierarten und hat zusätzlich noch Laub, das kaum verwittert und damit eher bodenschädigend wirkt. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche andere nicht heimische Straucharten, die zum Teil so gezüchtet wurden, dass sie nicht einmal Früchte und Blüten ausbilden. Da hilft tatsächlich nur der “bodennahe Pflegeschnitt” – sprich weg damit und lieber neue heimische Straucharten pflanzen.

Außerdem ist jede Form der unnötigen Bodenversiegelung, wie Schottergärten oder breit gepflasterte Gartenwege zu vermeiden. Zum einen können dort keine Pflanzen wachsen und zum anderen kann dort kein Wasser versickern. Die Steine heizen schnell auf und aus der kühlen Naturoase entsteht eine trockene Steinwüste. 

Ordnung muss sein!

Wollt Ihr, dass Euer wilder Garten trotzdem gepflegt aussieht, könnt Ihr beispielsweise nur Teile Eurer Wiese mähen. Auf dem Gelände unserer Uni wird das inzwischen so gemacht. Wir finden, es sieht gepflegt und gewollt wild aus. Win-Win für Auge und Natur. 

Wer Ordnung und Artenvielfalt im Garten haben möchte, der kann auch nur Teile der Wiese mähen. Wo die schönen Pflanzen blühen, wird hier aber trotzdem klar.

Außerdem noch sehr wichtig: Je weniger oft Ihr die Wiese mäht (es reicht zweimal im Jahr), desto mehr Arten erscheinen und haben Zeit sich und Ihre Blüte zu entwickeln. Ihr werdet staunen, was nach einiger Zeit in Eurem Garten erscheint. Solche Wiesen sind gut für Blühpflanzen, wovon wiederum die Insekten profitieren. Diese sind dann wiederum wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Fledermäuse.

Nicht nur Pflanzen sind wichtig

Doch nicht nur Schwarzdorn und Wacholder bieten einen guten Lebensraum. Wasser ist ein weiterer Punkt, der die Artenvielfalt in Eurem Garten erhöht. Ob es ein kleiner Teich oder gar ein kleines Flüsschen ist – wo Wasser ist, ist Leben. 
Aber auch kleine Steinhäufchen für Eidechsen oder Totholz- und Laubhaufen können einen Lebensraum bieten.

Auch eine Steinmauer kann zum Lebensraum werden. Ob Eidechse oder Mauerbiene, alles findet irgendwo seine eigene Nische.

Ihr habt schon einen alten Baum im Garten stehen? Dann lasst Ihn am besten älter werden, damit er noch mehr Mikrohabitate entwickeln kann. Häufig drohen alte Bäume aber zu stürzen und das Haus zu beschädigen. Die beste Lösung ist es in diesem Fall den Baum nicht ganz zu Fällen sonder einen Baumstumpf stehen zu lassen. Der fällt nicht mehr so leicht um, droht nicht aufs Dach zu fallen und das tote Holz bietet zahlreichen Arten noch über lange Zeit einen Lebensraum. 

Woher bekomme ich die Pflanzen?

Und? Seid Ihr jetzt voller Tatendrang aber wisst nicht, woher Ihr all die Sträucher herbekommen sollt? Am besten fragt Ihr einmal bei einer Baum- oder Pflanzenschule in Eurer Nähe nach, was es noch alles gibt. Denkt immer dran: heimisch und mit Blüten und Früchten, die den Tieren auch etwas bringen.

Wenn Ihr etwas fauler unterwegs seid könnt Ihr auch auf eine so genannte Benjeshecke anlegen. Hierzu muss etwas Schnittabfall von Sträuchern und Bäumen zu einem länglichen Wall aufgehäuft werden. Dort lassen sich dann die Vögel nieder und scheiden Samen aus, aus denen dann die natürliche Hecke von selbst heranwachsen kann. Diese Hecken sind gleichzeitig natürlich auch noch ein tolles Versteck für zahlreiche Tiere, wie beispielsweise dem Igel.

Nicht nur Vögel tragen zur Verbreitung von Samen bei. Auch Ardelle gibt ihr bestes.

Und jetzt seid Ihr gefragt. Wie sieht Euer Garten aus? Habt Ihr zu Ende gelesen oder seid Ihr gleich nach den ersten Sätzen in die nächste Baumschule gestürzt? Wir hoffen, Ihr konntet etwas lernen und habt für den Sommer ein bisschen was zu tun im Garten.