Sie stammt eigentlich aus Nordamerika, ist mittlerweile jedoch oft in Gärten und Parks anzutreffen. Im Wald findet man sie deutlich seltener. Die Robinie oder auch Schein-Akazie genannt ist eine umstrittene Baumart. Als nicht heimische Art, die sich an einigen Orten sehr schnell verbreitet, kann sie andere heimische Arten verdrängen. Das Bundesamt für Naturschutz stuft die Robinie als Gefahr für die Biodiversität ein und führt sie auf der sogenannten Liste für invasive Arten. Was das genau bedeutet und welche positiven Eigenschaften diese Baumart trotzdem besitzt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Die Robinie wurde vor ca. 400 Jahren aus Nordamerika durch Menschen zu uns nach Europa gebracht, wo man sie gerne überall in Parks oder Gärten pflanzte. Daher bezeichnet man diese Baumart auch als sogenannten Neophyt, also als nicht heimische Art. Sie gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler und wird oftmals auch als Schein-Akazie bezeichnet. Dies ist auf das ähnliche Aussehen zurückzuführen. Nah verwandt sind Robinien und Akazien jedoch nicht. Ob es sich um eine Robinie oder um eine Akazie handelt, könnt Ihr recht einfach feststellen. Seid Ihr in Europa? Dann ist es ziemlich sicher eine Robinie. Akazien wachsen vor allem in subtropischen und tropischen Gebieten. In Mitteleuropa sind die Robinien hingegen weit verbreitet. Doch wie genau sieht eine Robinie überhaupt aus?
Wusstest Du schon…?
Der Naturwissenschaftler Carl von Linné, der viele Pflanzenarten zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben hat und deren Nomenklatur prägte, veröffentlichte auch die Gattung der Robinie erstmals. Nomenklatur bedeutet, dass man die Pflanzen mittels eines systematischen und internationalen Systems beschrieben hat. So kommt es, dass die wissenschaftlichen Namen von Pflanzen heute immer aus zwei Wörtern bestehen. Das erste Wort beschreibt dabei die Gattung und das zweite Wort die Art. Früher waren die Bezeichnungen teilweise elendig lang und nicht einheitlich. Heute wissen alle auf der ganzen Welt, welche Pflanze mit Robinia pseudoacia gemeint ist. Namensgebend war bei der Robinie ein Hofgärtner verschiedener französischer Könige namens Jean Robin.
Wie erkennt Ihr die Robinie?
Die Robinie hat eine sehr raue, rissige Borke, die im Alter richtig tiefe Furchen am Stamm entwickelt. Die Farbe des Stammes ist dabei grau-bräunlich. Der Baum kann ca. 20-30 m hoch werden. Die Zweige der Robinie sind bewehrt. So nennt man es, wenn eine Pflanze an ihren Trieben Dornen ausbildet. Robinien neigen dazu, eine doppelte Krone zu entwickeln. Häufig findet Ihr diese Baumart an Straßenrändern von Alleen oder in Parkanlagen.
Robinien blüht von Mai bis Juni. Die weißlichen Blüten hängen ähnlich wie Trauben von den Ästen und duften wunderbar. Der Duft soll an Bergamotte erinnern. Die Blüten riechen nicht nur für uns so fabelhaft, sondern locken im Frühsommer auch viele Insekten an.
Ihre Früchte reifen bis zum September am Baum. Sie sehen aus wie Schoten. In diesen Schoten oder Hülsen befinden sich meist zwischen 4 und 14 Samen. Irgendwann reißen die Hülsen auf und der Samen kann durch den Wind weiterverbreitet werden. Oftmals hängen die Hülsen jedoch noch bis zum Frühjahr am Baum.
Die Robinie kann bereits ab dem 6. Jahr Früchte bilden. Sie ist in diesem Punkt deutlich schneller als andere Baumarten. Bei der Rotbuche dauert es bspw. circa 40 Jahre, bis sie zum ersten Mal Früchte bildet. Da die Früchte der Robinie jedoch eher schwer sind, verteilt der Wind sie meist nur circa 100 m um den Baum.
Eine andere Ausbreitungsstrategie erfolgt über Wurzelbrut. Dabei bilden die Bäume aus den Wurzeln neue Pflanzentriebe. Warum die Robinie dadurch problematisch werden kann, erfahrt Ihr noch später in diesem Artikel.
Das Holz der Robinie ist äußerst hart und biegfest. Die Farbe ist goldgelb und bräunlich. Das Holz gilt als sehr widerstandsfähig und dauerhaft und wird deshalb auch gerne im Außenbereich bspw. für Spielgeräte auf Spielplätzen aber auch im Bergbau genutzt.
Wo wächst die Robinie?
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Robinie liegt im Osten der USA. Heute findet man diese Baumart nicht nur bei uns in Europa, sondern auch in Nordafrika oder Westasien.
Die Einführung der Robinie erfolgte wohl vor allem aufgrund ihrer Schönheit und des Dufts der Blüten. Der Gärtner Jean Robin brachte diese Baumart vermutlich bereits um 1601 nach Frankreich. Von Frankreich aus verbreitete sie sich dann weiter nach England, Italien und schließlich weiter nach Deutschland. In Berlin hat man die Robinie 1670 im Berliner Lustgarten angepflanzt.
Wusstest Du schon…?
Zwei gepflanzte Robinien in der Nähe der Notre-Dame gelten als älteste Bäume in der Stadt Paris.
Erst später wurde die Robinie auch für die forstwirtschaftliche Nutzung attraktiv. Vor allem auf ärmeren Standorten galt diese Baumart als vielversprechend, denn sie kommt auf nährstoffarmen und trockenen Böden sehr gut zurecht. Sie kann den Boden sogar eigenständig düngen. Doch wie funktioniert das?
Ein Baum, der selbst den Boden düngt
Die Robinie kann mit Hilfe von Bakterien im Boden an den Wurzeln, sogenannten Knöllchenbakterien, Stickstoff aus der Luft binden und diesen dann im Boden anreichern. Auch andere Hülsenfrüchtler teilen diese Fähigkeit, darunter zum Beispiel Klee oder Wicken.
Was für die Robinie natürlich eine echte Überlebensstrategie ist, kann jedoch zur Gefahr werden. Denn teilweise wollen wir nährstoffarme Standorte, wie zum Beispiel Kalkmagerrasen, erhalten. Denn dort befinden sich seltene, spezalisierte Arten. Eine Robinie kann also diese anderen Arten von ärmeren Standorten verdrängen.
Insgesamt ist ihr Anteil im Wald heute noch sehr gering. Nach den Erhebungen der Bundeswaldinventur im Jahr 2012 kommt sie nicht mal auf einen Prozent Flächenanteil. Häufig findet man die Robinie bei uns an Straßen, Parks und Gärten oder auf Brachflächen.
Wusstest Du schon…?
Weltweit hat sich der Anbau von Robinien zwischen den 1960er und 1980er Jahren verzehnfacht. Neben Pappeln und Eukalyptus gilt sie mit als häufigste Baumart, die in Plantagen angepflanzt wird.
Probleme der Robinien-Invasivität
Die Robinie gilt als biodiversitätsgefährdende Baumart, vor allem für Arten auf mageren Standorten. Weltweit zählt sie zu den am meisten verbreiteten invasiven Arten. In der Schweiz steht sie auf der sogenannten Schwarzen Liste der invasiven Neophyten. Auch das Bundesamt für Naturschutz in Deutschland führt die Robinie als invasive Art auf der Management Liste. Was Neophyten und Invasivität bedeuten, haben wir bereits in diesem Artikel erklärt. Problematisch ist, wenn nicht heimische Pflanzen sich bei uns so weit ausbreiten, dass sie dadurch andere heimische Arten verdrängen und gefährden. Auch die Robinie gilt deshalb als umstrittene Baumart, die mit Vorsicht zu genießen ist.
Wir hoffen, Ihr konntet in diesem Artikel einiges Neues über Robinien lernen und wisst jetzt, dass es kein Akazien, sondern Robinienhonig ist, den Ihr esst!
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnliche_Robinie
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/gehoelze/27145.html
https://www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/artenportraits/detail/robinie-robinia-pseudoacacia
https://www.lwf.bayern.de/forsttechnik-holz/holzverwendung/265497/index.php
https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/kurzportrait-robinie
https://www.mein-schoener-garten.de/natur-tiere/natur/knoellchenbakterien-39712