Heute geht es um ein Thema, über das wir eigentlich gar nicht so sehr Bescheid wissen. Unser Studium bezieht sich hauptsächlich auf die Bäume im Wald. Doch für Viele von Euch sind andere Pflanzen viel alltäglicher: Die Stadtbäume! Für diese gibt es sogar einen eigenen Studiengang, nämlich die Arboristik. Wer hätte das gedacht? Was man alles über Stadtbäume wissen sollte und wo der Unterschied zu unserer Forstwirtschaft liegt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

So ein Ausblick lädt direkt zum Verweilen ein.

Alleskönner Stadtbäume

Stadtbäume erfüllen eine ganze Reihe an Aufgaben. Sie können die Ästhetik einer Stadt deutlich erhöhen, indem sie unschöne Bauwerke verdecken oder die Stadt einfach bunter machen. Vor allem im Frühling blühen ihre Knospen und im Herbst bekommen die Blätter viele bunte Farben. Auch dienen Stadtparks der Erholung und bieten mit einem Spaziergang während der Mittagspause einen netten Ausgleich zum anstrengenden Büroalltag. Dort produzieren die Bäume frischen Sauerstoff und filtern Schadstoffe aus der Luft.

Die wohl wichtigste Funktion hat mal wieder etwas mit unserem Klima zu tun. Denn genau wie im Wald, sorgen auch die Bäume in der Stadt für kühlere Temperaturen. Das schaffen sie, indem sie Wasser verdunsten lassen. Dafür brauchen sie nämlich Wärmeenergie, die der Umgebung entzogen wird. Außerdem ist es im Sommer auch viel angenehmer durch eine Fußgängerzone zu spazieren, die viel Schatten spendet. Und nicht zuletzt dienen Stadtbäume auch als Lebensraum für die Tiere. Dank ihnen fühlen sich viele Vögel auch in Städten heimisch und wir haben die Möglichkeit kleine Säugetiere, wie zum Beispiel ein Eichhörnchen, beim Sammeln von Wintervorräten zu beobachten.

Wusstest Du schon…?
Die beliebtesten Baumarten in deutschen Städten sind Linde, Ahorn, Eiche, Platane und Rosskastanie. Sie haben sich bis jetzt sehr gut gegen den Stress in der Stadt behaupten können. Doch auch diese Bäume bekommen zunehmend Probleme mit den steigenden Temperaturen. Deshalb werden zukünftig, genau wie im Wald, auch in der Stadt viele verschiedene Baumarten gepflanzt.

Überlebenskünstler

Unsere Stadtbäume sind wahre Überlebenskünstler. Im Wald treffen wir alle möglichen Vorkehrungen, damit die richtige Baumart auf einem passenden Standort wächst. Dafür werden zum Beispiel die Standortbedingungen sehr aufwendig analysiert bevor Forstwirt:innen junge Bäume auf einer Fläche pflanzen. Hier dürfen Harvester oder andere Forstmaschinen nur auf markierten Rückewegen fahren, damit sie keine Bäume beschädigen.

Stadtbäume müssen regelmäßig stark zurückgeschnitten werden.

Diesen Luxus haben Stadtbäume nicht. Für sie herrschen knallharte Lebensbedingungen zwischen Häusern, Straßen und Autos. Die Nährstoff- und Wasserversorgung ist meistens sehr schlecht. Das liegt an einem stark verdichteten Boden, der überhaupt keinen Platz bietet, um Wasser speichern zu können. Urin von Hunden auf ihrer täglichen Gassirunde oder Streusalzreste im Winter tun ihr Übriges. Außerdem wird den Bäumen bei der Stadtplanung viel zu wenig Platz eingeräumt, um ein ordentliches Wurzelwerk ausbilden zu können. Das vermindert neben der Nährstoffversorgung auch die Standfestigkeit. Letzteres kann zum Beispiel zu einem Problem werden, wenn durch einen Autounfall starke Kräfte gegen den Baum einwirken.

Wusstest Du schon…?
In vielen Stadtgebieten mit großen Eichen findet man seit einigen Jahren Schilder mit einer Warnung vor dem Eichenprozessionsspinner. Diese kleinen Tierchen sind nicht zu unterschätzen und können zu erheblichen Problemen führen. Alles Wissenswerte darüber findet Ihr in unserem Artikel. Außerdem könnt Ihr Euch das Wissen auch direkt aus erster Hand von einem absoluten Insektenprofi in unserem Video anschauen.

Zwei Seiten einer Medaille?

Über die Waldfunktionen haben wir bereits einen eigenen Artikel verfasst. Aus diesen lässt sich das Aufgabenfeld für Förster:innen ziemlich einfach ableiten. Da Stadtbäume jedoch andere Funktionen erfüllen, ist natürlich auch das Aufgabenfeld von Arborist:innen ganz anders. Nachdem sie sich bei der Stadtplanung für bestimmte Bäume und Pflanzen entschieden haben, widmen sich Arborist:innen intensiv deren Entwicklung und Pflege, damit zum Beispiel keine Straßenschilder verdeckt werden.

Nistkästen bieten Vögeln einen Lebensraum direkt vor der Haustür.

Hier liegt auch schon der erste Unterschied zur Forstwirtschaft. Denn im Wald würde niemand auf die Idee kommen, eine Baumkrone zurückzuschneiden. Die Verkehrssicherung dagegen spielt in beiden Disziplinen eine wichtige Rolle. Totholz, das beim nächsten Sturm droht auf eine Straße oder ein Gebäude zu fallen, muss entfernt werden. Das wird auch regelmäßig kontrolliert. Förster:innen haben es da ein wenig einfacher, weil sie das nur dort kontrollieren müssen, wo Besuchsverkehr im Wald stattfindet. Der größte Unterschied liegt in der Holznutzung. Für Förster:innen spielt die Holzproduktion für den Verkauf eine zentrale Rolle. Arborist:innen können ihre Arbeit voll auf ökologische und ästhetische Ziele ausrichten.

Hoffentlich konnten wir Euch einen kleinen Einblick in das spannende Arbeitsfeld von Arborist:innen geben. Wie sieht es denn in Eurer Stadt aus, habt Ihr vielleicht sogar Bäume im eigenen Garten stehen? Erzählt uns gerne warum Ihr euch für genau diese Baumart entschieden habt. Für uns geht es aber jetzt erstmal wieder zurück in den Wald!