Wildtiere sind in unseren Wäldern nicht immer einfach zu entdecken und zu beobachten. Denn sie sind scheu und manch ein Waldbewohner ist nur nachts unterwegs. Es gibt jedoch viele Anzeichen und Spuren im Wald, die für die Anwesenheit einer Tierart sprechen. In diesem Artikel erfahrt Ihr, wie Ihr mit einem Blick auf den Waldboden und in die Baumkronen Hinweise auf das Vorkommen von Tieren entdecken könnt und auf welche Tierarten diese hindeuten.

Die Straßen der Tiere

Wildwechsel nennt man Wege, die Wildtiere regelmäßig benutzen. Gerade Rehe und Wildschweine bevorzugen ihnen bekannte Routen, die sie auch im Falle einer Gefahr für ihre Flucht benutzen. Wildtiere kennen sich also in ihrem Lebensraum gut aus und verwenden oft die gleichen Wege zur Nahrungssuche oder für eine Flucht.  

Wildwechsel sind regelmäßig benutzte Wege von Wildtieren. Oft kreuzen diese auch befestigte Wege und sind an den Wegrändern zu erkennen.

Spuren im Detail: Die Fährte

Auf solchen Wildwechseln kann man oft Trittsiegel, die Fußabdrücke von Tieren, sehen und darauf schließen, von welchem Tier dieser Wechsel ist. Die Aufeinanderfolge von Trittsiegeln nennen Jäger:innen Fährte. Auf dem Bild ist die Fährte eines Rehs zu sehen. Das Erkennungsmerkmal: zwei kleine Schalenabdrücke – “Schalen” stehen für die Klauen des Rehs und anderen Wildarten, wie dem Wildschwein oder dem Rotwild.  

Die Aufeinanderfolge von Trittsiegeln, also von den Fußabdrücken, vom Reh werden Fährte genannt.

Wusstest du schon…?
Fußabdrücke vom Fuchs oder Hase heißen, im Gegensatz zu der Fährte von Schalenwild wie dem Reh und dem Wildschwein, “Spur”. Abdrücke von Vogelfüßen nennt man übrigens “Geläuf”.  

Gefundenes Fressen – Verbiss als Spur

An Jungpflanzen auf dem Waldboden kann man häufig Fraßspuren von Tieren entdecken. Rinde, Knospen und Zweige junger Bäume und Büsche stellen gerade im Winter für viele Wildtiere, von Mäusen bis hin zum Rothirsch, eine wichtige Nahrungsquelle dar. Auf unserer Spurensuche haben wir an vielen jungen Bäumen wie dem Bergahorn oder der Esche fehlende Knospen und “verbissene” Triebe gefunden. Das Reh nutzt die Knospen von jungen Bäumen als energiereiche Nahrung. Ein Erkennungsmerkmal ist, dass die Spitze des Triebes, an der die Knospe saß, wie abgezupft aussieht. 

Ein vom Reh verbissener Bergahorn: Erkennungsmerkmal – die Knospe an der Spitze sieht wie abgezupft aus.

Wenn die Kacke nicht mehr dampft

Bei genauerem Absuchen des Waldbodens lassen sich auch noch andere Hinterlassenschaften von Tieren wie die Losung, also Kot, finden. Auf unserer Suche haben wir Losung vom Wildschwein gefunden. Schwarzwildlosung ist recht groß und grob. Ein typisches Gebilde für einen Allesfresser. 

Losung vom Wildschwein ist recht groß und grob. 

Spurensuche bis vor die Haustür: Zu Besuch bei Frau Fledermaus

Mit einem Blick in die Baumkronen lassen sich gerade in alten und auch abgestorbenen Bäumen Spechthöhlen entdecken. Eine ausgebaute Spechthöhle bietet über Dauer nicht nur dem Specht sondern einer Vielzahl von Wildtieren einen Lebensraum. Erst einmal ist sie Brutstätte für den Specht, danach nutzen häufig Fledermäuse diese Höhlen als Tag- oder Überwinterungsquartier. Auch andere Vogelarten wie der Waldkauz oder die Hohltaube können, wenn die Eingangslöcher groß genug sind, die Höhlen als Übernachtungsquartier oder Bruthöhle nutzen. Weiterhin werden diese auch gerne von Bilchen, wie dem Siebenschläfer, aufgesucht. In den Hinterlassenschaften auf dem Boden der Höhle finden viele Insektenarten ihre Nahrungsquelle oder Brutmaterial.  

In der alten abgestorbenen Buche hat ein Specht seine Spechthöhlen gezimmert. Diese sind auf Dauer ein Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten.

Wichtiger Hinweis zum Schluss

In Niedersachsen beginnt mit dem 01.04. der Leinenzwang für Hunde im Wald aufgrund der Brut- und Setzzeit. Wir möchten Euch auch darauf hinweisen, dass wir im Vorfeld eine Drehgenehmigung in dem Waldstück vom Förster erhalten haben und Euch bitten wildlebenden Tieren nicht nachzustellen oder gezielt nach solchen Spuren und Hinweisen zu suchen! Wir möchten die Tiere in ihrem Lebensraum nicht stören oder aufschrecken. 

Ohne ein Wildtier direkt zu beobachten, können wir doch mit Hilfe von Hinweisen, wie Spuren, Fährten, Fraßzeichen und Losung auf die Anwesenheit von bestimmten Wildtieren schließen. Wir sind gespannt, was Ihr auf Eurem nächsten Spaziergang für Anzeichen entdeckt. Teilt uns doch gerne mit welche diese sind und welche Vielfalt von Tieren bei Euch vorkommen. Bis bald im Wald!