Unwegsames Gelände, dichte Wälder und wilde Tiere. Bei ihrem Versuch die Germanen zu besiegen, marschierten die Römer durch den unheimlichen Wald und gaben ihm den passenden Namen Silva nigra – Schwarzwald. Heute hat sich die Meinung zum Schwarzwald um 180 Grad gedreht. Vom damals furchterregenden Wald, den niemand betreten wollte, ist der Schwarzwald nun eine beliebte Urlaubsregion für die ganze Welt geworden. Was Ihr vor dem nächsten Urlaub im Schwarzwald wissen müsst, erfahrt Ihr in diesem Artikel!

Die Geschichte des Schwarzwaldes

Die Entstehung des Schwarzwaldes begann etwa zur gleichen Zeit wie das Aussterben der Dinosaurier. Vor rund 70 Millionen Jahren brach der Oderrheingraben, eine geologische Senke zwischen Basel und Frankfurt, zusammen und drückte Gesteinsmassen nach oben, die den heutigen Schwarzwald bilden. Mit dem Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren entstand aus karger Tundra ein Wald. Zunächst siedelten sich Laubbäume wie Eiche und Linde an. Dunkel (oder schwarz) wurde der Schwarzwald erst vor etwa 6.000 Jahren, als sich die Schattbaumarten Buche und Tanne gegen die Eichen und Linden durchsetzten.

Die ersten Menschen besiedelten das Gebiet ab dem 5. Jahrhundert. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Mönche, wie der Orden der Beneditkinermönche, der im 7. Jahrhundert gegründet wurde. Die weitere Besiedlung erfolgte nicht schlagartig, sondern dauerte einige Jahrhunderte. Und je mehr Menschen im Schwarzwald siedelten, umso mehr wurde der Wald gerodet, um genügend Platz für Weide- und Ackerland zu haben. Aber auch der Bergbau oder andere Handwerke wie die Flößerei und Köhlerei verbrauchten große Mengen Holz. Die Waldrodung führte so weit, dass der Nordschwarzwald Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch eine Buschlandschaft war!

Zu dieser Zeit gab es ein Umdenken, welches das heutige Bild des Schwarzwaldes prägte. Waldweiden wurden verboten und die Menschen durften nur noch so viel Holz ernten wie im gleichen Zeitraum nachwächst. Das Thema Nachhaltigkeit wurde somit immer wichtiger. Doch trotzdem gab es damals noch viele Kahlflächen, auf denen möglichst schnell wieder Bäume stehen sollten. Man entschied sich für eine Aufforstung mit der schnell wachsenden Fichte.

Durch viel Nebel und dunkle Wälder kann der Schwarzwald auch furchterregend wirken.

Wusstest Du schon…?
Die deutschlandweit bekannte Schwarzwälder Kirschtorte hat nichts mit dem Schwarzwald zu tun. Es gibt verschiedene Vermutungen, woher ihr Name stammt. Möglicherweise erinnerten die dunklen Schokoraspeln an einen dunklen Wald wie den Schwarzwald.

Hohe Berge und viel Regen im Schwarzwald

Im Südwesten Deutschlands, dem schönen Baden-Württemberg, befindet sich das größte zusammenhängende Mittelgebirge Deutschlands. Der Schwarzwald hat eine Fläche von 6.000 Quadratkilometern und besitzt die höchsten Berge außerhalb der Alpen. Der Gipfel des Feldbergs liegt immerhin auf 1.493 Metern. Im Vergleich dazu hat der im Harz gelegene Brocken lediglich eine Höhe von 1.142 Metern.

Klimatisch ist der Schwarzwald von viel Niederschlag und verhältnismäßig kalten Temperaturen geprägt. Vor allem an der wetterzugewandten Westseite gibt es schon in den tiefen Lagen sehr viel Regen und Schnee. In den Höhenregionen können bis zu 2.000 Liter Wasser pro Quadratmeter im Jahr auf dem Boden auftreffen. Im Vergleich dazu betrug der durchschnittliche Niederschlag Deutschlands im Jahr 2022 670 Liter pro Quadratmeter.

80 Prozent der Waldfläche im Schwarzwald besteht aus Nadelholz, der häufigste Baum ist die Fichte. Dank der Wetterverhältnisse geht es dieser Baumart im Schwarzwald noch relativ gut, weshalb man auch vergleichsweise wenig toten Wald findet. Wissenschaftler:innen sind sich jedoch einig, dass die Fichte im Schwarzwald keine große Zukunft haben wird. Lediglich in den Höhenlagen wird sie sich dauerhaft durchsetzen können. Deshalb versuchen Förster:innen andere standortgerechte Baumarten wie Weißtanne, Rotbuche und Bergahorn zu fördern und die aktuell noch dominante Fichte zurückzudrängen, um einen stabilen Mischwald für die Zukunft zu formen.

Nationalpark Schwarzwald

Der seit 2014 bestehende Nationalpark Schwarzwald ist der bislang einzige Nationalpark Baden-Württembergs. Wie in jedem anderen Nationalpark gilt auch hier das Motto “Natur Natur sein lassen”. Doch bis sich spür- und sichtbare Veränderungen des Waldes entwickeln, dauert es wohl noch mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte. 

Bis es soweit ist, gibt es viel zu tun. Neben der Forschung zu den ganzen Prozessen, die eine Flächenstilllegung mit sich bringen, wird auch viel Natur- und Umweltbildung betrieben. Außerdem steht der Natur- und Artenschutz an oberster Stelle. Deshalb wird in bestimmten Bereichen des Nationalparks immer noch eingegriffen. Im Nordschwarzwald existieren Biotope, die nur hier vorkommen und deshalb um jeden Preis erhalten bleiben müssen. 

Grinde sind waldfreie Bergheiden mit Bewuchs von Preisel- und Heidelbeeren, Wollgras und Heidekraut. Hier finden bedrohte Tierarten wie Kreuzotter oder Auerhahn einen Lebensraum. Wenn man hier der Natur ihren Lauf lassen würde, hätte sich der Wald schnell diese Flächen zurückerobert, ganz ähnlich wie beispielsweise in der Lüneburger Heide. Sie existieren bereits seit dem Mittelalter, als die Menschen große Teile der Wälder für zum Beispiel den Bau von Häusern rodeten. Die entstandenen Freiflächen wurden von Schafherden freigehalten. Das endete mit der Etablierung der Stallhaltung für Weidetiere. Deshalb treffen sich seit vielen Jahren freiwillige Helfer:innen entlang der Schwarzwaldhochstraße B500, die mit anstrengender Handarbeit alljährlich die Grindflächen von Waldbewuchs freihalten.

Der Mummelsee lädt mit seiner schönen Aussicht zum Verweilen ein.

Wusstest Du schon…?
Wenn Du im Schwarzwald Urlaub machst, kann es durchaus vorkommen, dass Du dort Soldat:innen über den Weg läufst. Denn im direkt angrenzenden Ort Calw befindet sich die Graf-Zeppelin-Kaserne, wo die Spezialkräfte der Bundeswehr – das KSK – ihren Stützpunkt haben und den Wald als Übungsplatz nutzen.

Ausflugsziele im Schwarzwald

Der bei den Römern noch unbeliebte Schwarzwald ist heute zum Freizeitmagnet geworden. Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der ganzen Region. Im Winter prägen Wintersportbegeisterte das Gästebild und den Rest des Jahres zieht es vor allem Wandernde und Mountainbiker:innen in den Schwarzwald. Auf einem über 24.000 Kilometer langen Wanderwegenetz lässt sich jeder Winkel entdecken.

Titisee – Mummelsee – Schluchsee

Der Schwarzwald hat viele schöne Seen zu bieten. Der Titisee liegt direkt bei Titisee-Neustadt und ist ein beliebtes Reiseziel für alle, die nur mal einen kurzen Ausflug machen wollen. Hier kann man sich super erholen, nachdem man die Stadt besichtigt hat. Der kleine Mummelsee liegt schon ein wenig idyllischer und bietet einen spektakulären Ausblick über weite Teile des Schwarzwaldes. Für alle, die eine kleine Wanderung machen möchten und lieber weniger Menschen um sich herum haben, lohnt sich dagegen ein Ausflug zum Schluchsee.

Triberger Wasserfälle

Ein ganz besonderes Ausflugsziel bieten die Triberger Wasserfälle. Hier muss man gewesen sein, wenn man den Schwarzwald besucht. Sie gehören zu den höchsten Wasserfällen in Deutschland und sind ganz besonders beeindruckend nach Regenfällen. Jetzt kommt jedoch der Haken: Dieser schöne Ort ist touristisch leider sehr überlaufen und man muss mit vielen Besucher:innen rechnen. Deshalb lohnt sich frühes Aufstehen in diesem Fall ganz besonders. Aber Vorsicht: Um zu den Wasserfällen zu gelangen, ist der Kauf eines Tickets nötig. Ansonsten kommt Ihr leider nicht in die Nähe der Wasserfälle.

Die Triberger Wasserfälle sind einen Ausflug wert!

Wutachschlucht

Für Wanderbegeisterte, die es ein wenig rauer mögen, bietet sich eine Route entlang der Wutachschlucht an. Dieser größte Canyon Deutschlands ist ein Muss für Abenteurer und Abenteurerinnen. Auf verschiedenen Routen könnt Ihr die Flora und Fauna des Schwarzwaldes entdecken. Und wenn Ihr Euch ein wenig dabei weiterbilden möchtet, gibt es sogar die Möglichkeit an einer geführten Tour teilzunehmen.

Feldberg

Zur Ortschaft Feldberg gehört der höchste Berggipfel des Schwarzwaldes auf 1.493 Höhenmetern. Hier gibt es viele Wanderwege, die ihre Besucher:innen mit idyllischer Natur und weiten Panoramablicken belohnen. Für diejenigen, die keine Zeit mit dem Aufstieg verschwenden wollen, empfiehlt sich eine Fahrt mit der Feldbergbahn bis zur Bergstation. Von hier könnt Ihr direkt mit Eurem Abenteuer starten.

Für Kulturbegeisterte

Für diejenigen unter Euch, die sich auch gerne Städte anschauen, empfehlen wir einen Ausflug nach Baden-Baden. Diese luxuriöse Stadt blickt auf eine über 2.000 Jahre lange Vergangenheit zurück. Verschiedene Thermen, Wellness-Hotels und Museen bieten ein umfangreiches Kulturprogramm. Und wenn Ihr gerne in Museen geht, dann schaut doch mal im Schüttesägenmuseum in Schiltach vorbei. Hier wird die Historie zum Thema Holz genauer betrachtet. Ihr lernt beispielsweise etwas über die Flößerei oder alte Sägetechniken. Und jetzt das Beste: Der Eintritt ins Museum ist kostenfrei!

Während der kalten Jahreszeit ist der Schwarzwald ein Wintersportgebiet.

Hoffentlich haben wir Euch jetzt genügend Inspiration gegeben, um dem Schwarzwald mal einen Besuch abzustatten. Neben unseren Kurztipps gibt es dort noch unzählige weitere spannende Freizeitmöglichkeiten. Egal wofür Ihr Euch entscheidet, es wird sich mit Sicherheit lohnen.