Was haben abgebissene Knospen, abgeschälte Rinde und umgegrabene Wiesen gemeinsam? Richtig, die Verursacher sind Wildtiere und das Resultat ist ein Schaden für die Land- und Forstwirtschaft. Wie es überhaupt zu Wildschäden kommen kann und welche Auswirkungen das auf unser Ökosystem hat, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Welche Tiere verursachen Wildschäden im Wald?

Die häufigsten Verursacher für Wildschäden im Wald sind das Reh- und das Rotwild. Rehe knabbern liebend gerne die Knospen und Triebe von jungen Bäumen oder raspeln die Rinde mit ihrem kleinen Geweih ab. Das viel größere Rotwild kann neben verbissenen Bäumchen auch noch die Rinde von sehr viel größeren Altbäumen mit ihren Schneidezähnen abschälen. Das machen sie zwar nicht besonders gerne, aber unter schwierigen Lebensbedingungen greifen sie manchmal darauf zurück. Die Folgen sind Fäulepilze am Stamm, die zum Absterben der Bäume führen können.

Vielleicht seid Ihr jetzt schon über den Begriff “Schaden” gestolpert. Denn dass Tiere Nahrung brauchen, ist ja eigentlich etwas ganz Natürliches! In intakten Naturwäldern gibt es keine “Schäden” durch Wildtiere. Denn die Natur ist darauf vorbereitet, indem zum Beispiel jeder Baum viele tausende Samen verbreitet. Durch die große Zahl an potentiellen neuen Bäumen werden es genügend durch die gefährliche Jugendphase schaffen, ohne aufgefressen zu werden. So werden die Tiere satt – und es entsteht trotzdem eine neue Waldgeneration

Ab wann wird Verbiss zu einem Wildschaden?

Das Knabbern des Wildes an Bäumen wird Verbiss genannt. Dieser Verbiss wird erst zu einem richtigen Schaden, wenn das Ökosystem aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das heißt, es gibt zum Beispiel “zu viele” hungrige Wildtiere für den Wald. Das ist in Wäldern mit großen Freiflächen der Fall, wo der Klimawandel die Bäume überrumpelt hat und diese abgestorben sind. Diese Flächen forsten wir Menschen auf. Das heißt, wir unterstützen den Wald bei seiner Regeneration, indem wir dort junge Bäume pflanzen. Doch hier sind wir Menschen im Nachteil, denn wir können viel weniger Pflanzen in die Erde bringen, als es ein intakter Wald schaffen würde. Die Folge: Ein zu großer Anteil an neuen Bäumen wird gefressen, wodurch die neue klimastabile Waldgeneration gefährdet wird.

Wusstest Du schon…?
Wildtiere haben Lieblingsbäume, die sie gerne fressen. Dadurch kann es im Mischwald zu einer “Entmischung” kommen, wenn nur die Baumarten überleben, die den Wildtieren nicht gut schmecken.

Rehe können großen Schaden an gepflanzten Bäumen anrichten.

Was passiert mit den abgefressenen Pflanzen?

Beim Verbiss unterscheidet man, ob die Terminalknospe, also die Knospe ganz oben an der Spitze des Baums, oder eine der Seitenknospen abgeknabbert wird. Ein einmaliger Verbiss wird häufig noch gut von der Pflanze verkraftet. Wird die Terminalknospe verbissen, dann führt das zu einem langsameren Höhenwachstum und einem Nachteil im Konkurrenzkampf um das meiste Licht. Außerdem leidet auch die Qualität des Baums, da es oft zu einem krummen Stamm oder sogar Zwieselbildung kommt. Jede Verletzung des Baums ist natürlich auch eine potentielle Eintrittspforte für Pilze, die den Baum verfaulen lassen.

Wusstest Du schon…?
Auf landwirtschaftlichen Flächen, also z.B. auf Äckern und Feldern, sind Wildschweine die Hauptverursacher für Wildschäden. Sie graben Wiesen auf der Suche nach Würmern und Schnecken um oder fressen Maiskolben und Weizenkörner ab.

Sehr viel seltener, aber dafür umso katastrophaler, kann der Biber die Bäume beschädigen.

Wie kann es überhaupt zu Wildschäden kommen?

Wie schon erwähnt, entstehen Wildschäden erst sobald ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Das heißt, die Wildtiere fressen mehr Pflanzen als die Natur verträgt. Das führt zu verschiedenen ökologischen und ökonomischen Schäden. Der naheliegendste Grund für großen Schaden liegt in zu hohen Wildbeständen. Das heißt, es gibt schlichtweg zu viele Tiere im Wald, die ihn auffressen. Das muss aber nicht der einzige Grund sein. Ständige Beunruhigung der Wildtiere durch Freizeitsportler:innen, Pilzsuchende oder falsche Jagdstrategien führt zu einem erhöhten Stresslevel und dadurch größerem Nährstoffbedarf. Im Gebirge kann das Rotwild oftmals im Winter nicht von den hohen Berglagen in die Täler ziehen, wo mildere Temperaturen herrschen und mehr Nahrung zur Verfügung steht. Dann müssen sich die Tiere mit dem begnügen, was sie kriegen können. In der Not frisst der Teufel Fliegen – und das Rotwild Rinde. Das führt dann zum Abschälen der Rinde von älteren Bäumen.

Wusstest Du schon…?
Jagdpächter:innen müssen entstandene Wildschäden finanziell ausgleichen. Das gilt aber nur für Schäden durch alle Schalenwildarten, sowie von Wildkaninchen und Fasanen.

Welche Lösungen gibt es für weniger Wildschäden?

Eine Pauschallösung für das Problem der Wildschäden gibt es leider nicht. Hier müssen alle Beteiligten zusammenarbeiten, um die Schäden auf ein Minimum zu reduzieren. Forstliche Anpflanzungen können wir beispielsweise mit Wuchshüllen oder Zäunen schützen. Außerdem sind Jäger:innen gefragt, um die Wildbestände auf ein angepasstes Niveau zu bringen. Aktuell sind unsere Wälder aufgrund der letzten Trockenjahre in einer sehr empfindlichen Phase, die in ein paar Jahren hoffentlich wieder entspannter sein wird. Mehr dazu könnt Ihr in unserer Artikelreihe Wieso wir jagen (müssen) nachlesen. Habt Ihr gute Ideen für weniger Wildschäden im Wald? Schreibt sie gerne in die Kommentare.