Es ist wieder diese Zeit im Jahr. Nicht nur die Blätter färben sich bunt, sondern auch die Menschen. Wenn Ihr in den nächsten Wochen mal eine Menschenansammlung mit orangenen Jacken und vielen Hunden in Waldnähe seht, dann findet hier vermutlich eine Drückjagd statt. Für diese Jagdart wechseln Jäger:innen ihre grüne Tarnkleidung gegen grelle Kopfbedeckung und bunte Jacke. Was genau ist eigentlich so eine Drückjagd und was haben Waldbesucher:innen alles zu beachten? Das und eine ganze Menge mehr erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Maira, Felix und Ardelle in Drückjagd-Kleidung.

Drückjagd: Was ist das?

Bei einer Drückjagd verteilen sich viele Jäger:innen in einem Waldstück. Treiber:innen laufen durch diesen Wald und versuchen die Wildtiere aus ihren Verstecken zu scheuchen, damit die Jäger:innen sie erlegen. Jagdhunde unterstützen die Treiber:innen bei ihrer Arbeit. Diese Drückjagden finden nur in den Herbst- und Wintermonaten statt, weil in dieser Jahreszeit alle Wildtiere eine Jagdzeit haben. Das heißt, dass sie nach dem Gesetz erlegt werden dürfen. Denn ab dem Herbst sind alle Jungtiere selbstständig und werden nicht mehr vom Muttertier aufgezogen. Damit bei einer Drückjagd alles glatt läuft, muss man viele Dinge beachten. Von der Vorbereitung, über Sicherheitsbestimmungen bis hin zur Organisation nach der Jagd haben die Jagdleiter:innen viel zu tun.

Wusstest Du schon…?
Als Drückjagd wird eine Gesellschaftsjagd bezeichnet, die hauptsächlich zur Jagd auf Hochwild in Waldrevieren stattfindet. Eine Treibjagd ist ebenfalls eine Gesellschaftsjagd, die hingegen in Feldrevieren auf Hase, Fasan & Co stattfindet.

Das Prinzip einer Drückjagd. Treiber:innen und Hunde „drücken“ die Wildtiere aus dem Wald heraus und die Jäger:innen platzieren sich drum herum.

Sind Drückjagden sinnvoll?

Es ist natürlich so, dass die Wildtiere während einer Drückjagd sehr hohem Stress ausgesetzt sind. Überall laufen Jagdhunde durch den Wald und es fallen viele Schüsse. Wieso machen wir das dann? Es gibt einen sogenannten Abschussplan für die Wildtiere, der aussagt wie viele Tiere in einem Jahr erlegt werden müssen. Studien haben ergeben, dass es für die Tiere besser ist, wenn einmal im Jahr großer Stress für die Tiere herrscht, aber man auch einen großen Teil dieses Abschussplans an einem Tag erledigt. Denn dadurch kann viele Monate im Jahr Ruhe im Wald herrschen. Die Jäger:innen müssen nicht ständig durch den Wald laufen und alles beruhigen. So werden die Tiere im ganzen Jahr sehr viel vertrauter und können sich ganz entspannt im ganzen Wald bewegen.

Vorbereitung ist alles

Mensch und Tier sind gut erkennbar – so wird die Gefahr minimiert.

Schon viele Monate vor der Drückjagd beginnen die Vorbereitungen. Es gibt unzählige Dinge, die erledigt werden müssen. Das fängt bei der sinnvollen Verteilung der Schütz:innen im Revier an, geht weiter mit der Kontrolle von Hochsitzen im Wald und endet bei der logistischen Organisation. Oft ist es so, dass benachbarte Reviere am selben Termin eine Drückjagd veranstalten, um ein möglichst großes Gebiet zeitgleich bejagen zu können. Das ist häufig die effektivste Methode, erfordert jedoch zusätzlichen Organisationsaufwand.

Wenn alle Vorbereitungen erledigt sind und die Jagdgäste eingeladen wurden, kommt irgendwann der Tag, auf den man teilweise monatelang hingearbeitet hat. Früh morgens werden am Treffpunkt die Jagdscheine und Schießnachweise kontrolliert. Anschließend erfolgt eine Ansprache der Jagdleitung mit allen wichtigen Informationen zum Ablauf der Jagd. Dazu zählt auch, welche Wildarten erlegt werden dürfen und welche Sicherheitsbestimmungen beachtet werden müssen. Danach rücken alle Teilnehmer:innen in kleinen Gruppen in den Wald und beziehen die ihnen zugewiesenen Hochsitze. Damit das nicht alles die Jagdleitung übernehmen muss, werden zuvor einige ortskundige Gehilfen eingewiesen, die die Schütz:innen in den Wald führen.

Wusstest Du schon…?
Alle Jäger:innen, die an einer Drückjagd teilnehmen wollen, müssen jährlich einen Schießnachweis machen. Hierbei trainiert man das Schießen auf Wildtiere in der Bewegung. Das minimiert die Zahl an schlechten Schüssen, bei denen man die Tiere verletzt, aber nicht tödlich trifft.

Safety First

Die Signalkleidung ist auch im Wald weithin sichtbar.

Bei teilweise über 100 Teilnehmer:innen steht die Sicherheit an erster Stelle. Das ist ganz besonders wichtig, damit man keine Menschen oder Hunde verletzt. Die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft hat explizite Unfallverhütungsvorschriften für Jäger:innen formuliert. Die wohl wichtigsten Bestimmungen bestehen darin, dass alle Signalkleidung tragen müssen und alle Jäger:innen auf ihren Schützenständen erkennen können, wohin sie schießen dürfen und wohin nicht. Disziplin ist allerdings ebenso wichtig. Die Zeiten des Jagdbeginns und des Jagdendes sind minutengenau einzuhalten. Während der Jagd darf außerdem niemand seinen Schützenstand verlassen.

Hundeeinsatz

Bei einer Drückjagd kommt unseren Jagdhunden eine ganz besondere Bedeutung zu. Diese können mit ihrer guten Nase die Witterung der Wildtiere aufnehmen, sie in den Dickungen finden und zur Flucht veranlassen. Wenn ein Tier dann die Flucht ergriffen hat, verfolgen die Hunde dieses Tier mit lautem Gebell. Das hat zwei Vorteile. Einerseits können die Jäger:innen auf ihren Schützenständen schon aus weiter Entfernung hören, dass sich vermutlich ein Wildtier nähert und sich darauf vorbereiten. Zum anderen sind die Wildtiere nicht so panisch, weil sie genau hören wo sich der Hund befindet. Dadurch haben sie keine zu hohe Geschwindigkeit und die Jäger:innen haben eine größere Chance das Tier zu erlegen. 

Tradition oder Moderne?

Die Digitalisierung macht auch vor der Jagd nicht Halt. GPS-Geräte gehören heute zur Standardausrüstung von Jagdhunden.

Die Jägerschaft pflegt das sogenannte Brauchtum sehr. Dazu gehören natürlich die Jägersprache, aber auch zum Beispiel Brüche. Das sind abgebrochene Zweige von einem Baum, die verschiedene Bedeutungen haben können. Zum Beispiel kann ein halbarmlanger Zweig die Richtung anzeigen, in die ein Tier geflüchtet ist, wenn man es nicht richtig getroffen hat. Doch es gibt auch eine ganze Reihe an Traditionen, die immer öfter von modernen Alternativen abgelöst werden. Die Koordinierung der kompletten Drückjagd mit lauten Signalen durch ein Jagdhorn gehören der Vergangenheit an. Heutzutage nutzt man ganz einfach das Smartphone. Auch das Streckelegen, also das Präsentieren der Beute des Jagdtages an einem Platz, wird aus hygienischen Gründen immer seltener durchgeführt.

Wusstest Du schon…?
Die Jägersprache wurde ursprünglich eingeführt, um Wilderer zu entlarven. Diese gaben sich oft als Berufsjäger aus, aber konnten schnell überführt werden, wenn sie sich nicht in der internen Jägersprache unterhalten konnten.

Wichtige Informationen für Euch

Zum Schluss ein paar wichtige Tipps, wenn Ihr so einer Jagdgesellschaft mal begegnen solltet. Auch wenn Ihr eigentlich geplant hattet, genau hier eine Runde spazieren zu gehen, solltet Ihr Euch für diesen Tag eine andere Route suchen. Oft genug kommt es vor, dass plötzlich Mountainbiker:innen oder Jogger:innen im Wald auftauchen, wo kurz zuvor noch Schüsse gefallen sind oder eine Rotte Wildschweine den Weg gekreuzt hat. Das kann ganz schön gefährlich werden. Alle Waldwege sind an diesem Tag auch gesperrt oder mindestens mit Schildern, die auf eine Jagd hinweisen, ausgestattet. Zwar kontrolliert jede:r Jäger:in vor einem Schuss das Umfeld sehr genau, allerdings tragen alle Beteiligten nicht ohne Grund Signalkleidung. Ein verletztes Wildschwein ist ebenfalls nicht zu unterschätzen und könnte Spaziergänger:innen verletzen.

Simon als Jagdleiter findet, Ardelle hat ihre Arbeit bei der Drückjagd gut gemacht!